2020-04-25

Innerlich bewegt - ein Gedicht

Siebeneinhalb Milliarden Seelen.
Jede halbe Sekunde
kommt eine dazu.
Und Stunde um Stunde
unentwegt, immerzu,
Geh’n auch welche hinfort
durch das Tor der Zeit
in die Ewigkeit.

Siebeneinhalb Milliarden Geschichten.
Jede für sich voller Kummer und Glück,
voll Erwartung und Streben
nach Liebe, Erfüllung und sinnreichem Leben.
Geschichten von Menschen, die Stück für Stück,
schwer beladen mit Sorgen und trüben Gedanken
immer weiter den steinigen Weg entlang wanken…

Und manchmal, da schau’n sie beklommen zurück
auf die Schmerzen und Wunden,
auf notvolle Stunden,
und vielleicht empfinden auch einige vage
die bleierne Last bei der drückenden Frage,
wie sie mit all ihren Fehlern und Sünden
und der Not des Gewissens am Ende der Tage
vor dem Schöpfer der Erde nur jemals bestünden…?

Siebeneinhalb Milliarden Geschichten.
Nach Worten der Hoffnung schreit jede für sich.
Kümmert es dich?

Es gibt einen, der jede Geschichte kennt.
Jedes Detail, jeden schönen und bitt’ren Moment,
und dessen Herz voller innigstem Mitgefühl brennt,
für die Menschen, die in die Irre geh’n.
Voller Not nimmt Er wahr, wie sie laufen und jagen
und wie Schafe sind, die den Weg nicht sehn,
keinen Hirten haben und auch nicht nach Gott fragen
und dabei ächzend vor Schmerz ihre Sündenschuld tragen.
Er sieht, wie sie Tag um Tag, Stunde um Stunde,
böse Dinge tun, denken und sagen
Und dabei die einzig heilbringende Kunde
des gekomm’nen Erlösers müde lächelnd ausschlagen.

Schon vor zweitausend Jahren,
als Er hier als Mensch weilte,
sah Er die Mengen des Volkes und heilte
die Kranken und Schwachen, Er erzählte vom wahren
Hirten der Schafe, der Er ja selbst war.
Und immer wieder, beim Anblick der Schar
wurde Sein tiefstes Erbarmen erregt
und Er war - innerlich bewegt.
Bewegt über Menschen, die sich selbst verstickt hatten
in Gesetzlichkeit, Pflichten, und doch böse Taten,
die Ihn hörten, Ihn suchten, Ihm Tag und Nacht folgten,
und am Ende dann doch nicht zum Retter wollten.
Und dann, als sie Hass Ihm entgegenbrachten
und Ihn zum Verbrecher und Schuldigen machten,
Ihm, dem Fleckenlosen und Reinen,
blutrünstig nach dem Leben trachten,
lag Er, voll Angst, mit Schreien und Weinen,
in furchtbarem, schreckenvollem Erwarten
dort allein in dem dunklen Garten.
Dort stand es vor Ihm, in dem ganzen Gewicht
Das Gericht, das der Heiligkeit Gottes entspricht.
Was war es, das Ihn trieb, Gottes Willen zu tun,
Als Er Ihm das Gericht über Schuld auferlegt?
Worauf denn konnte sein JA nur beruh’n?
Ja - Er war innerlich bewegt.

Er dachte an die, die Ihn voller Hass suchten,
an die, die Sein Leben im Stillen verfluchten,
Er dachte an die, die Ihn schlagen würden,
Und Ihm schließlich das splittrige Kreuz aufbürden.
Er dachte an Sünder, wie dich und mich.
Und das inn’re Bewegtsein, es ging so weit,
dass Er für mich starb, deren grässlich große Gesetzlosigkeit
auf Ihm lag, als Gott im Gericht von Ihm wich.
Er blieb fest, als die Wogen und Wellen Ihn trafen,
und Sein tief empfindsames Herz,
qualvoll gebeugt in unsäglichem Schmerz,
in tiefste Finsternisse warfen.

Siebeneinhalb Milliarden Seelen.
Tag für Tag
begegnest du ihnen.
Erzählst du von dem, der zu retten vermag?
Er gab für die, die Ihn hassten, Sein Leben.
Auch wir sind nun schuldig, das Leben zu geben.
Was denkst du, was fühlst du, empfindest du,
wenn du sie siehst, die dem Unheil entgegenstreben?
Und weißt, dass sie ohne Seelenruh,
ohne Hoffnung, Vertrauen und Sicherheit sind,
wenn der dunkle Tod seine Hand auf sie legt…

Bist du dann innerlich bewegt?

 


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