Sei still vor dem Herrn!
„Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin“ (Ps. 46,11).
Es scheint, als könne in unserer modernen Zeit nur noch alles in größter Eile vonstatten gehen. Fachleute werden zu Rate gezogen, um die Produktion zu rationalisieren, also noch rascher und gewinnbringender produzieren zu können.
Geschwindigkeit hat auch ihre Nachteile. Die Welt erscheint kleiner und weniger eindrucksvoll, wenn man sich vorstellt, in welch kurzer Zeit man heute von Kontinent zu Kontinent fliegen und den Erdball umrunden kann. Das Staunen über die Schönheiten auf dem Reiseweg macht der Ehrfurcht vor dem Erfindergeist des Menschen Platz, der so gewaltige Maschinen bauen kann, die uns mit ungeheurer Geschwindigkeit vorantreiben. Soll man sich da noch wundern, dass das Leben heute eine einzige Strapaze geworden ist? Denkt man überhaupt noch nach über die wunderbare Ruhe in der Natur? Fern in den Bergen, abseits der lärmenden Straßen des Alltagslebens ist noch etwas von der Stille und Erhabenheit der Natur zu spüren. Wälder und Felder nehmen ruhig und geduldig Sonnenstrahl und Regentropfen in sich auf.
Gottes Stimme ist dem wohltuenden Rauschen und Plätschern eines Baches vergleichbar, erquickend und schlicht wie Musik. Sein Befehl: „Seid stille!“ soll unseren Schritt zügeln, dass wir ruhiger dahinschreiten. Denn nur so können wir seine Zeichen am Wege erkennen.
Dr. Griffiths schreibt einmal: „Stille ist nicht nur das Gegenteil von Lärm. Sie bedeutet keine Aufregung, keine Hast, keine Unruhe. Letztere verzehren unsere Kraft, während Ruhe und Besonnenheit sie fördern. Die wahrhaft Großen unserer Welt sind in der einsamen Stille gewachsen. Mose, der Fürst der Gesetzgeber und Führer Israels, verbrachte vierzig Jahre in der Wüste und Abgeschiedenheit Midians. Der Vorläufer und Wegbereiter unseres Herrn fand in der Wüste die Zurüstung für seinen späteren Dienst. Jesus selbst bewältigte die schwierigen Fragen seines Dienstes in ruhiger Abgeschiedenheit. Der Missionseifer des Apostels Paulus wuchs in der Stille Arabiens. Die große Vision des Sehers Johannes entstand in der Verbannung. Martin Luther, der Mönch in der Klosterzelle, leitete den Strom abendländischer Geschichte in ein neues Bett um, so dass etwas Neues entstehen konnte. Abraham Lincoln, der Sklavenbefreier, kam aus den stillen Bergen Kentuckys und den weiten Wäldern von Illinois. Die Einsamkeit und Zeiten der Stille gaben diesen Männern Gelegenheit, sich selbst und Gott zu erkennen und sich so für ihren großen Dienst zurüsten zu lassen.
Lerne die Kunst des Stilleseins vor Gott! Sie schenkt Sicherheit, Trost und Kraft. Nur so können wir die Seuche des Lärms und der Unruhe besiegen.
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