Stellung und Zustand
„Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes“ (Rom 8,14).
Alles, was wir hier tun, ist stets in Übereinstimmung mit dem Zustand, in welchem wir uns augenblicklich befinden, nicht aber immer in Übereinstimmung mit unserer Stellung.
Es ist für uns, die wir etwas von unserer Stellung verstanden haben, Gefahr vorhanden, dass wir unsern Zustand übersehen. Wir sind beunruhigt, bis wir unsre Stellung kennen. Eine größere oder geringere Gesetzlichkeit ist so lange in uns wirksam, bis wir diese Stellung erkannt und eingenommen haben.
Einer Seele, die sie zuerst kennenlernt, ist es gerade so zu Mute, als wenn die Sonne aufginge nach einer finsteren Nacht. Aber wenn eine solche Seele dabei stehen bleibt, so wird sie sicher über kurz oder lang Rückschritte machen. Wie mancher Gläubiger hat sich unaussprechlich gefreut, als er seine wunderbare Stellung in Christo vor Gott kennen lernte, aber wie bald hat er diese Freude wieder verloren, weil er nicht wachsam genug gewesen ist, einen dieser Stellung entsprechenden Zustand zu bewahren!
Die Stellung ist unser ohne jede Anstrengung von unsrer Seite, aber die Bewahrung eines entsprechenden Zustandes erfordert stete Wachsamkeit, unaufhörliches Gebet, unermüdlichen Kampf.
Unser Zustand muss sowohl der Heiligkeit des Gottes entsprechen, mit dem wir es zu tun haben, als auch passend sein, um dem Bösen in diesem gegenwärtigen Zeitlauf in der rechten Weise zu begegnen. Je mehr er ein solcher ist, desto mehr sind wir fähig, zu handeln nach der Kraft, die in uns wirkt.
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