Wir sind und bleiben schwach
„Und als er das sah, machte er sich auf und ging fort um seines Lebens willen und kam nach Beersebe, das zu Juda gehört; und er ließ seinen Diener dort zurück. Er selbst aber ging in die Wüste, eine Tagereise weit, und kam und setzte sich unter einen Ginsterstrauch. Und er bat, dass er sterben dürfe.“ (1. Könige 19,3.4a)
Elia erwartete ohne Zweifel, dass nach der wunderbaren Offenbarung der Macht Gottes auf dem Berg Karmel das Volk seine Götzen aufgeben und sich zu dem allein lebendigen und wahren Gott bekehren würde. Hatte es nicht wie mit einer Donnerstimme bekannt: „Der Herr ist Gott!“?
Der Prophet hoffte, dass Ahabs Herz vielleicht gerührt werden könnte und möglicherweise durch ihn das Herz Isebels. Wenn sie nicht bekehrt würde, so könnte doch wenigstens das offenbare Handeln Gottes ihre Hand von weiteren Verfolgungen abhalten. Er hoffte, dass durch diesen Einfluss das ganze Land rasch zur Treue gegen seinen Herrn zurückkehren würde. Dann wäre sein ernstes Herz froh vor dem Herrn gewesen.
Als er die Entdeckung machte, dass es nicht so war, sank ihm der Mut. Die Botschaft Isebels, dass er am nächsten Tag erschlagen werden sollte, war ihm wahrscheinlich nicht so schrecklich wie die Wahrnehmung, dass seine große Demonstration gegen Baal zum Fehlschlag verurteilt war.
Die stolze Königin würde immer noch über den wankelmütigen Ahab herrschen und durch Ahab weiterhin die Macht über das Volk behalten. Die Götzen würden sicher auf ihren Thronen sitzen bleiben!
Dieser Gedanke war Wermut und Galle für den götzenhassenden Propheten. Er wurde so verzagt, dass er bereit war, den Kampf aufzugeben und das Schlachtfeld zu verlassen. Er kann es nicht ertragen, in dem Land zu leben, in dem das Volk so blind ist, Baal zu ehren und den Herrn zu verachten. Er wandert in größter Eile durch das Land, flieht in die Wüste. Er will sich nicht mehr niederlegen, bis er die Einsamkeit erreicht hat.
Ist dies der Mann, der in Israels Geschichte hineinzuspringen schien wie ein Löwe? Ja, er ist es. Es ist gut für uns, die wir immer schwach sind, dass wir klar sehen, dass die Starken nur stark sind, weil Gott sie stark macht. Ihre zeitweilige Schwäche beweist, dass sie von Natur aus ebenso schwach sind wie wir. Es ist nur die göttliche Kraft, die sie mächtig macht. Und diese Kraft ist bereit, auch uns für den Kampf zu gürten.
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