Worauf es wirklich ankommt
„Predige das Wort, halte darauf zu gelegener und ungelegener Zeit“ (2.Tim 4,2).
Dreißig Jahre lang hatte Missionar J. in fernem Lande für seinen Heiland gearbeitet. Ganze Hingabe an Christus, das war das Wesen seines Lebens. Einen der rührendsten Beweise für diese Hingabe gab er, nachdem er mit gebrochener Gesundheit in sein Vaterland zurückgekehrt war.
Auf die Anzeige, dass er in einer Versammlung sprechen würde, war eine große Menge Menschen von nah und fern zusammengekommen. Nach Beendigung des gewöhnlichen Gottesdienstes stand er auf. Lautlose Stille lag über der großen Versammlung. Jedermann erwartete aus dem Munde dieses alten Arbeiters im Werke des Herrn interessante Neuigkeiten zu hören.
J. sprach etwa 15 Minuten lang mit großer Wärme von dem teuren Heiland, von dem, was Er für uns getan hat und wie vieles wir Ihm zu verdanken haben. Dann setzte er sich wieder, sichtlich gerührt.
„Die Leute sahen sich sehr getäuscht", sagte auf dem Rückweg ein Freund zu ihm; „alle wunderten sich, dass Sie nicht von etwas anderem gesprochen haben."
„Was wünschten die Leute denn von mir"? erwiderte er; „ich habe ihnen doch, so gut ich konnte, die interessanteste Person von der Welt vor Augen gestellt."
„Aber davon hatten sie schon gehört; sie wünschten von einem Manne, der eben von den Antipoden gekommen ist, etwas Neues zu hören."
„Dann freut es mich, daß sie werden sagen müssen: ein Mensch, der von den Antipoden kommt, weiß uns nichts Besseres zu sagen, als die wunderbare Geschichte von der aufopfernden Liebe Jesu. Meine Arbeit ist, das Evangelium von Christo zu predigen; und als ich heute die vielen Leute vor mir sah und daran dachte, wo ich das nächstemal mit ihnen zusammentreffen würde, - wie hätte ich da aufstehen und ihrer Neugierde Nahrung geben können? Das ist es nicht, was Christus unter der Predigt des Evangeliums verstand. Und dann, wie könnte ich der furchtbaren Anklage begegnen: „Ich gab dir eine Gelegenheit, ihnen von Mir zu erzählen, du aber benutztest sie, um deine eigenen Erlebnisse mitzuteilen?"
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