2020-09-30

Das Licht

Dem Priester in jenem Distrikt wurde klar, dass die Missionare die Herzen der Menschen gewannen. Das missfiel ihm sehr. Weiter oben am Fluss, wo die Indianer ein großes Fest feierten, gelang es ihm, viele betrunken zu machen. Dann erzählte er ihnen dann, die Missionare seien gekommen, um ihr Land zu stehlen. Er warnte sie auch davor, dass die Beiden gewisse Kräfte besäßen, um sie zu verzaubern, wodurch das Fett von ihrem Körper schwände und sie unbeschreiblichen Leiden und dem Tod ausgeliefert würden. Er riet ihnen, Sich die beiden so bald wie möglich vom Hals zu schaffen.

Was für eine unvergessliche Erfahrung war das für den Missionar und seine liebe Frau! Sie verbrachten fast die ganze Nacht auf ihren Knien in dem dunklen Haus. Das Geschrei jener betrunkenen Indianer, die ihrem kleinen Häuschen näher und näherkamen, hörte Sich furchtbar an. Dann auf einmal alles still! Sie konnten hören, wie die Indianer rasch davonhuschten, so als fürchteten sie um ihr Leben. Wie dankten die beiden Ihm wieder einmal für Seine gnädige Befreiung und Seine Güte!

Eine Woche später kam der Gouverneur der Provinz, der von dem Aufruhr gehört hatte, mit drei bewaffneten Wachposten, um nach dem Missionar zu sehen. Dieser Besuch machte dem Missionar Sorge wegen des Einflusses, den er auf die Indianer haben könnte, wenn sie eventuell dachten, er habe sie angezeigt. Er sagte daher dem Gouverneur, dass er sich keinesfalls über die Indianer beschweren möchte, sondern glaube, andere seien an dem Aufstand schuld.

Der Gouverneur lächelte freundlich und sagte: „lch verstehe. Es ist jedoch meine Pflicht, nachzuforschen und mich mit denjenigen Indianern zu befassen, die für den Aufruhr verantwortlich sind." Dann sandte er seine Wachmänner zu den Indianern, die in den Aufstand verwickelt waren, um sie aufzufordern, sofort mit ihrem Häuptling zu kommen. Zitternd und voller Furcht kamen sie alle. Der Gouverneur fragte: „Warum seid ihr so entschlossen, diese lieben Menschen zu töten, die aus einem fernen Land gekommen sind, um euch Gutes zu tun, euch zu helfen und eure Kinder zu lehren, was recht ist?“ 

Der Häuptling erwiderte, der Priester habe ihnen gesagt, die Missionare seien gekommen, um ihr Land zu stehlen und ihre Kinder krank zu machen.

Dann fragte der Gouverneur: „Was veranlasste euch, so plötzlich wegzulaufen, wo ihr doch entschlossen wart, sie zu töten?" Der Häuptling musterte ihn nervös und sagte: „Herr, wir hatten Angst vor dem Licht! Es blendete uns so, dass wir fast nichts mehr sehen konnten."

Der Gouverneur wandte Sich daraufhin fragend an den Missionar: „Was für ein Licht?"

Mit einem Lächeln, das von Gottvertrauen zeugte, führte der Missionar Psalm 34,8 auf Spanisch an: „Der Engel des HERRN lagert Sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie." „Wir sahen kein Licht."

Schmunzelnd erwiderte der Gouverneur: „lch verstehe!" Er ermahnte sodann die Indianer, dafür zu sorgen, dass das nicht noch einmal geschehe. Dabei zitierte er die Bibelstelle, die der Missionar ihm gesagt hatte.


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