2023-10-19

Blickt auf die Sperlinge

„Aber selbst die Haare eures Hauptes sind alle gezählt. So fürchtet euch nicht; ihr seid vorzüglicher als viele Sperlinge.“ (Lukas 12,7)

Nun fliegen die lieben Vögelchen im Sommer wie im Winter in der Luft umher, singen und sind fröhlich und sorgen sich überhaupt nicht, obwohl sie doch nicht wissen, woher sie morgen ihr Futter bekommen sollen.

Und wir elendigen Raffmäuler können das Sorgen nicht lassen, wo wir doch Böden und Scheunen voll Vorrat haben und das Korn reichlich auf dem Felde wachsen sehen. Seht, so macht Christus die Vögel zu unseren Lehrmeistern, sodass im Evangelium die kleinen Sperlinge uns klugen Menschen zu großer, fortwährender Schande als Lehrer und Prediger vorgestellt werden.

Sie müssen uns täglich Gottes Treue vor Augen führen, als wenn sie sagten: »Du elender Mensch! Du hast Haus und Hof, Geld und Gut und jedes Jahr einen Acker voller Korn oder mit anderem Gewächs, und dies mehr als genug, und doch kannst du keine Ruhe finden und hast immer Sorge, du werdest des Hungers sterben.

Wenn du keinen Vorrat siehst oder davon weißt, kannst du Gott nicht einmal für einen Tag zutrauen, dass er dich versorgt. Und wir Vögel sind so viele, trotzdem haben wir uns noch an keinem Tag unseres Lebens Sorgen gemacht. Und dennoch hat Gott uns täglich unsere Nahrung gegeben.«

Kurz zusammengefasst heißt das: Wir Menschen haben so viele »Prediger«, wie Vögel in der Luft sind, dass wir vor Scham nicht die Augen aufheben dürften, wenn wir einen Vogel singen hören, der zu Gottes Lob und zu unserer Beschämung laut jubiliert. Oder sind wir so steinhart, dass wir uns nicht einmal daran kehren, obwohl wir täglich und so häufig solches »Predigen« und Singen hören?

M.Lt.


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