2023-04-25

Das Zeugnis von John Owen (Teil 1)

„Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum […] so lasst uns hinzutreten.“ (Hebräer 10,19.22)

Die alten Puritaner nannten dieses Hinzutreten »Gemeinschaft mit Gott«. Wir haben es nötig, von ihnen zu lernen. J. I. Packer sagt, dass die Puritaner sich von den Evangelikalen heute unterscheiden, denn für sie galt:

Gemeinschaft mit Gott stand für sie im Vordergrund, für Evangelikale heute ist sie verhältnismäßig weit in den Hintergrund gerückt. Die Puritaner räumten der Gemeinschaft mit Gott einen Stellenwert ein, den wir ihr nicht geben.

Der Maßstab für unser Desinteresse ist, wie wenig wir darüber reden. Wenn sich Christen treffen, reden sie miteinander über ihr christliches Werk und ihre christlichen Interessen, ihre christlichen Bekannten, den Zustand ihrer Gemeinden und Fragen der Theologie - aber kaum über ihre täglichen Erfahrungen mit Gott. [1]

Nach Packer war der bedeutendste Puritaner John Owen (1616 - 1683). Owens Erfahrung der Gemeinschaft mit Gott ist ein großes Vorbild für uns. Gott sorgte dafür, dass Owen und die schwer geprüften Puritaner seiner Zeit mit Gott in einer Weise lebten, die unsere Erfahrung oberflächlich erscheinen lässt. [2]

In einem Brief während einer Krankheit schrieb er 1674 einem Freund: »Christus ist unser bester Freund, bald wird er unser einziger Freund sein. Ich bitte Gott von ganzem Herzen, dass ich all des anderen überdrüssig werden möge, indem ich Zwiesprache mit ihm halte und Gemeinschaft mit ihm pflege.«

Gott benutzte Krankheit und all die anderen Probleme in Owens Leben, um ihn zur Gemeinschaft mit sich selbst zu führen, und sorgte dafür, dass ihn nichts davon abbringen konnte.

Aber Owen suchte seine Gemeinschaft mit Gott auch sehr bewusst. Er sagte: »Freundschaft wird am besten durch Besuche gepflegt, und das umso mehr, je mehr Raum dabei für Gemeinschaft bleibt und je weniger sie durch dringende Geschäfte bedingt sind ,..« [3]

Das heißt, mitten in seiner ganzen akademischen, politischen und kirchlichen Tätigkeit »stattete« er Gott »viele Besuche ab« (um das von ihm benutzte Bild aufzugreifen).

Und wenn er dies tat, trat er nicht nur mit Anliegen in die Gegenwart Gottes - und auch nicht nur mit Bitten um Befreiung von seinen vielen Nöten. Er suchte bewusst das Angesicht Christi, seines herrlichen Freundes, und betrachtete Seine Größe.

 


 [1] A Quest for Godliness, Wheaton, IL: Crossway Books, S. 215.

[2] Peter Toon, God's Statesman, Greenwood, SC: The Attic Press, S. 153.

[3] John Owen, Works, VII, Edinburgh: Banner of Truth Trust, 1965, S. 197.

J.P.


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