Freuet euch!
„Freut euch in dem Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch! Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen; der Herr ist nahe. Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus“ (Phil 4,4-7).
Es ist das Alte Testament, wo wir lesen: „Die Freude an Jehova ist eure Stärke“(Neh 8, 10). Und haben wir etwa weniger Grund, uns in dem Herrn zu freuen, als die Heiligen in den Tagen des Alten Testaments? Wir, die wir das Bild der guten Dinge selbst gesehen haben und nicht nur die "Schatten"? Einige von euch haben vielleicht ein altes Buch gelesen, das eingangs von denen spricht, die sagen: "Ihr Christen scheint eine Religion zu haben, die euch elend macht. Ihr seid wie ein Mann mit Kopfschmerzen. Er will zwar nicht seinen Kopf los sein, aber es tut ihm doch weh, ihn zu behalten. Ihr könnt nicht im Ernst von Außenstehenden erwarten, dass sie nach etwas so Unangenehmem Verlangen bekommen".
Wir sollten uns schämen! Schämen, dass so etwas gesagt werden kann und - es tut mir leid, das zugeben zu müssen - auch mit einer gewissen Berechtigung gesagt werden kann von denen, die sich allezeit in dem Herrn freuen sollten; von denen, die die frohesten Leute der Welt sein müssten. Aber vielleicht wendet jemand ein: Du kennst nicht alle die Schwierigkeiten und Sorgen, die ich habe; sonst würdest du nicht von mir erwarten, dass ich mich freue. - Es wird gesagt, dass eine bessere Übersetzung unseres Verses so lautet: „Freuet euch in dem Herrn bei allen Gelegenheiten.“ Ich nehme an, dass das alle unsere Schwierigkeiten und Sorgen mit einschließt. Unser Herr war der "Mann der Schmerzen" (englisch: der "Mann der Sorgen"), und dennoch sagt Er uns von "meiner Freude". Sein Diener konnte schreiben; „Als Traurige, aber allezeit uns freuend“ (2. Kor 6,10). Die Schrift lehrt klar, dass unsere Freude eine solche ist, die von Widerwärtigkeiten nicht erreicht wird. Wir freuen uns immer, in allen Lagen, in dunklen Tagen ebenso gut wie in freundlichen.
„Denn der Feigenbaum wird nicht blühen, und kein Ertrag wird an den Reben sein; und es trügt die Frucht des Olivenbaumes, und die Getreidefelder tragen keine Speise; aus der Hürde ist verschwunden das Kleinvieh, und kein Rind ist in den Ställen. Ich aber, ich will in Jehova frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils. Jehova, der Herr, ist meine Kraft und macht meine Füße denen der Hindinnen gleich und lässt mich einherschreiten auf meinen Höhen“ (Hab 3,17-19).
Als wir jungverheiratet waren, war das Leben für uns voller Freude. "Ebenso wenig wie die Lerche, die sich in die Luft schwingt, daran denkt, still zu bleiben, ebenso wenig denkt der frohe Christ daran, Gottes Lob nicht zu singen." So verging kein Tag, an dem wir keinen Gesang in unserem kleinen Heim hatten. Aber dann kam die Zeit, in der die Sorgen dieser Welt die Lieder des Himmels verdrängten, obwohl wir - es tut mir leid, das zugeben zu müssen - es kaum zur Kenntnis nahmen. Ein lieber Freund hatte uns zur Hochzeit einen wunderschönen Kanarienvogel in einem Messingkäfig geschenkt, und seine Lieder waren eine dauernde Freude für uns. Aber eines Tages hörten sie auf, und sie fehlten uns. Da wurden unsere Augen geöffnet für die Tatsache, dass unsere Lieder auch aufgehört hatten - und wie schämten wir uns, als unsere Nachbarn von gegenüber uns sagten, dass sie unser Singen, das sie liebgewonnen hatten, vermissten!
Ein beeindruckendes Beispiel
Von Bruder Hyde in Indien wird gesagt, dass er eines Tages mit einem Punjabi-Evangelisten und seinen zwei kleinen Kindern in ein weitentferntes Dorf reiste. Unterwegs unterhielten sich die Männer niedergeschlagen über das Dorf: wie lange das Evangelium dort schon gepredigt worden sei und wie wenig Interesse die Leute gezeigt hätten. Die Kinder hatten keine so traurigen Gedanken. Sie waren so fröhlich, dass sie anfingen zu singen. Ein Lied nach dem anderen sangen sie, bis die zwei Männer sich gezwungen sahen, einzustimmen. Sie wurden von dem Geist des Lobes so angesteckt, dass sie weitersangen, als sie das Dorf erreichten. Man stelle sich ihr Erstaunen vor, als sie die Leute voller Aufmerksamkeit fanden und begierig, Christus zu bekennen und Ihm zu folgen! Mehr als ein Dutzend von ihnen offenbarte einen so lebendigen Glauben, dass sie getauft wurden, bevor die Evangelisten das Dorf verließen. Es war der erste Triumph des Evangeliums in diesem Dorf, und er hatte sich angekündigt und war zustande gekommen durch den Geist des Lobens bei den Kindern.
In einem anderen Dorf waren sie eines Tages so entmutigt, dass sie beschlossen, es früh am folgenden Morgen zu verlassen. Aber an diesem Abend regte jemand an, sie sollten doch alle ins Dorf gehen und dort das Evangelium singen. Das taten sie auch, und sie sangen weiter und weiter bis nach Mitternacht. Am nächsten Morgen waren sie gerade dabei, alles für die Abreise vorzubereiten, als ein junger Mann aus dem Dorf angerannt kam, um sie zu bitten, nicht wegzugehen; denn niemand, erzählte er ihnen, sei an diesem Morgen zur Arbeit gegangen, sondern alle überlegten, ob sie sich nicht sofort für Christus entscheiden sollten. Die Evangelisten blieben daraufhin und fanden ungefähr fünfzehn Männer, meistens Häupter von Familien, innerlich wirklich bereit, getauft zu werden. Der junge Mann, der die Botschaft gebracht hatte, sagte zu Bruder Hyde: Das ist das Ergebnis eures Singens in der letzten Nacht. Ihr habt gesungen: "Erhebet eure Häupter, ihr Tore, dass der König der Herrlichkeit einziehe!"
Ist Er nicht an diesem Morgen eingezogen? Hyde berichtet: Wenn er bemerkte, dass nur wenige Seelen zu Christus geführt wurden, habe er immer gefunden, dass es daher kam, dass bei ihm der Geist des Rühmens fehlte. Er habe dann seine Sünde bekannt, um Vergebung gebeten und anstelle des Geistes der Schwermut das Gewand des Lobens angezogen. Die Erfahrung, die er dann beständig machte, war die, dass Christus von neuem Seelen zu Sich zog durch ihn. Kein Fischer kann wohl froh sein Netz auswerfen, wenn er matt und traurig ist. Es ist der Frohe, der im Allgemeinen Seelen für Christus gewinnt.
Wir müssen uns daran erinnern, dass die Freude die zweite Frucht des Geistes ist: „Liebe, Freude, Friede“. Außerdem ist Freude wie Friede ein Vermächtnis, das unser Heiland uns hinterlassen hat, bevor Er in die Herrlichkeit zurückkehrte. „Dies habe ich zu euch geredet, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde“ (Joh 15,11). Er war im Begriff, die Jünger zu verlassen, aber Seine Freude würde in ihnen bleiben. Und denken wir über das wundervolle Gebet unseres Herrn nach: „jetzt aber komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, auf dass sie meine Freude völlig in sich haben“ (Joh 17,13)!
Vergessen wir nie, dass wir uns freuen sollen „in dem Herrn“! Manche freuen sich über ihre Wohnung, über ihren Reichtum ihre Familie oder über ihre Bildung. Wenn wir uns dagegen in dem Herrn freuen, haben wir eine Freude, die niemand von uns nimmt. Es ist wahr, Sünde kann uns dieser Freude berauben, und es kann sein, dass wir zu bitten haben: „Lass mir wiederkehren die Freude deines Heils“. (Beachten wir, dass es nicht heißt: "Lass mir wiederkehren dein Heil") Aber unser Brief berührt dieses Thema nicht, und so tun auch wir es hier nicht. Man kann das Thema im ersten Johannesbrief finden. Unser Brief ist zu voll von seinem Thema "Freude". Ich habe in diesem kurzen Brief elfmal "freuet euch" gezählt und fünfmal "Freude". Hier liegt der Grundton für ein normales Christenleben.
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