2023-08-09

Geistliche Frische oder nur Routine?

„Meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.“ (Hohelied 1,6b)

Ich las vor einiger Zeit von einem Mann, dessen Pflicht es war, Rei­sende über die erhabenen Pässe der Schweiz zu führen und sie auf die Schönheit der Seen, Ströme und Gletscher aufmerksam zu ma­chen.

Während dieser Mann seines Amtes waltet, kommt er dahin, sei­ne Beschreibungen ständig zu wiederholen, ohne selbst etwas Be­sonderes dabei zu empfinden. Vielleicht war es aufrichtige Liebe zu dem Schönen gewesen, die ihn bewogen hatte, den Beruf eines Füh­rers zu erwählen.

Aber nachdem er jahraus, jahrein Hunderten von Reisenden dieselben Herrlichkeiten gezeigt und die wunderbaren Schönheiten gerühmt hatte, war er mit der Zeit eine bloße Maschine geworden. Seine einst so begeisterte Schilderung wurde zu einem eintönigen Geschwätz.

Jeder Arbeiter für den Herrn sollte dieses Gleichnis auf sich an­wenden, weil die Gefahr der Selbstgefälligkeit auch für ihn da ist. Indem du andere berätst, hältst du dich für weise; indem du andere warnst, fühlst du dich sicher.

Du fingst das Werk mit Eifer, mit dem Fieber der Begeisterung an - wie wirst du es fortsetzen? Es besteht die Gefahr, mechanisch zu werden, anderen gegenüber heilige Wor­te zu gebrauchen, ohne dass in deiner Seele die entsprechenden Empfindungen vorhanden sind.

Liebe Freunde, hütet euch, die Bibel für andere zu lesen. Nehmt eure Texte aus der Bibel als eure eigene Nahrung, seid nicht damit zufrieden, eine Predigt darüber zu machen. Nährt euch von dem Wort Gottes, sonst könnt ihr euren eigenen Weinberg nicht hüten.

Wenn ihr im Gebet auf den Knien liegt, vergesst nicht, für andere zu beten; aber pflegt auch das private Gebet zu eurer eigenen Erbau­ung und zu eurem Wachstum in der Gnade.

Predigt nicht über die Kraft des Blutes Jesu, ohne dass man bei euch etwas von der Kraft dieses erlösenden Blutes merkt. Redet nicht von dem Wasser, ohne euch selbst zu waschen. Weiset nicht auf den Himmel hin, während ihr ihm den Rücken zuwendet und auf dem Weg zur Hölle seid. Habt acht auf euch selbst, damit ihr nicht anderen predigt und selbst verwerflich werdet!

C.H.S.


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