Gottes unbegreifliche Gnade (1)
„Gnädig und barmherzig ist der HERR.“ (Ps 111,4)
Gott nimmt die an, die es nicht verdienen. Genau genommen verdienen sie das Gegenteil, aber sie glauben an den Retter der Verlorenen. Das ist Gnade! Sie schenkt den Schlimmsten der Welt das Beste des Himmels. Wir erhalten Gottes Reichtum auf Christi Kosten.
Gottes Gnade ist souverän. Das bedeutet, sie ist von erhabenster Art und Weise und Gott verleiht sie wie es Ihm wohlgefällt. Er hätte auch nicht einen von uns erretten müssen. J. I. Packer schreibt: „Man kann also den biblischen Begriff der Gnade nur erfassen, wenn man sieht, dass die entscheidende Frage für das Schicksal eines jeden Menschen die ist, ob Gott sich entschließt, Ihn von seinen Sünden zu befreien oder nicht. Und wenn man sieht, dass das eine Entscheidung ist, zu welcher Gott keinesfalls gezwungen ist.“
Gnade kann man sich nicht erarbeiten. Es gibt nichts in sündigen Männern und Frauen, was belohnt werden könnte. Im Gegenteil, wenn wir gerecht belohnt werden würden, wären wir auf ewig verloren. Nicht nur, dass der gefallenen Menschheit jedes anzurechnende Verdienst fehlt, sondern alle haben auch eindeutig eine riesige Schuldenlast aufgehäuft.
Gnade ist ein freies Geschenk. Man kann sie nicht erkaufen. Man kann sie weder durch einen guten Charakter noch durch gute Werke verdienen. Jeder Gedanke, Gottes Gunst zu erlangen, indem man sich einer Kirche anschließt, wohltätig ist, die Zehn Gebote befolgt oder nach der goldenen Regel lebt, ist falsch. Wenn wir sie erwerben oder verdienen könnten, wäre es Pflicht, nicht Gnade, wie Paulus in Römer 4,4-5 herausstellt: „Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht angerechnet nach Gnade, sondern nach Schuldigkeit. Dem dagegen, der nicht Werke tut, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet.“
Erzbischof Temple sagte: „Alles was ich zu meiner Errettung beitragen kann, ist meine Sünde, von der ich erlöst werden muss.“
Gnade ist überschwenglich. Sie ist größer als alle unsere Sünden, sie strömt wie eine große Flut von Golgatha her und reicht für alle, aber wirksam ist sie nur bei denen, die sie annehmen.
Aufgrund des Werkes Christi auf Golgatha kann Gott Seine Gnade den Verlorenen anbieten. Durch Seinen stellvertretenden Tod und Seine Auferstehung hat der Herr Jesus den Ansprüchen göttlicher Gerechtigkeit vollkommen genügt und die Schuld, die wir für unsere Sünden schuldig wären, voll bezahlt. Gott kann die Gottlosen rechtfertigen, wenn sie den Erretter im Glauben annehmen. Und wenn sie Ihn haben, haben sie alle Segnungen Seines Versöhnungswerkes.
Sich selbst überlassen, würden sündige Menschen die göttliche Gnade nicht annehmen wollen. Es verwundet ihren Stolz, wenn sie daran denken, dass sie sich nicht selbst durch ihren Charakter oder ihre Werke erlösen können. In ihrer Unabhängigkeit von Gott ärgert sie die Vorstellung, auf Fürsorge oder Barmherzigkeit angewiesen zu sein. Sie stellen sich lieber vor, dass sie etwas sind oder unternehmen können, wodurch Ihnen der Himmel zusteht. Sie sind wie die Pharisäer, zu denen Jesus sagte: „Denn ihr verschließt das Reich der Himmel vor den Menschen; denn ihr geht nicht hinein, und die, die hineingehen wollen, laßt ihr auch nicht hineingehen“ (Mt 23,13).
Es gibt keine Eigenschaft Gottes, die größer ist als eine andere. Sie sind alle vollkommen. Jedoch strahlt in den Augen der Gläubigen die Gnade Gottes irgendwie ganz hell am Sternenhimmel der göttlichen Eigenschaften hervor. In Prosa und Dichtkunst hat sie ihren bevorzugten Platz erhalten. Zum Beispiel schrieb Samuel Davies:
Gott schafft Wunder. Alles, was Er tat,
zeigt seine Schöpfergewalt,
doch das Wunder seiner großen Gnad
dies alles weit überstrahlt.
Wer vergibt wie Gott so frei und reich?
Was ist der göttlichen Gnade wohl gleich?
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