2018-09-07

Hastig oder abhängig?

„Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.“ (Jesaja 28,16)

In einem Zeitalter von Überschallreisen und Hochgeschwindigkeitskom­munikation, in einer Kultur, in der Hast und Eile das Losungswort ist, trifft es uns wie ein Schlag aus heiterem Himmel, wenn wir erfahren, dass Hast in der Bibel von Gott selten gutgeheißen wird. Ich sage „selten“, weil wir das Beispiel haben, dass der Vater dem zurückkehrenden Verlorenen Sohn entgegenläuft, um deutlich zu machen, dass Gott sich beeilt, dem Sünder zu vergeben. Aber im Allgemeinen hat es Gott nicht eilig.

Als David sagte: „Die Sache des Königs ist dringend“ (1. Samuel 21,8), so machte er sich schuldig, denn er täuschte den Priester mit einer List, und wir sollten seine Worte nicht zur Rechtfertigung unseres hektischen Hin- und Hergerennes verwen­den.

Die reine Wahrheit ist, wie wir in unserem Text deutlich lesen, dass wir keine über­eilte Hast nötig haben, wenn wir wirklich dem Herrn vertrauen. Wir kommen der Dringlichkeit unserer Aufgabe durch einen ruhigen Wandel im Geist besser nach als durch unsere Besessenheit mit fleischlichen Aktivitäten.

Da haben wir zum Beispiel einen jungen Mann, der es eilig hat, zu heiraten. Wenn er nicht schnell handelt, so überlegt er sich, bekommt jemand anders das Mädchen. Die Wahrheit ist aber, dass - wenn Gott das Mädchen wirklich für ihn bestimmt hat - niemand anders sie bekommen kann. Wenn sie nicht Gottes Wahl für ihn ist, dann wird er auf die bittere Weise die Wahrheit des Sprichworts lernen müssen: „Heirate in Eile; bereue in Muße.“

Ein anderer hat es eilig, in die sogenannte vollzeitige Arbeit zu gehen. Er argu­mentiert, dass die Welt zugrunde geht und dass er nicht warten kann. Der Herr Jesus hat während Seiner Jahre in Nazareth nicht so argumentiert. Er wartete, bis Gott Ihn zum Dienst in der Öffentlichkeit berief.

Allzu oft sind wir auch in unserer persönlichen Evangelisation viel zu eilig. Wir sind so darauf versessen, Bekehrungen vorweisen zu können, dass wir die Frucht oft pflücken, ehe sie reif ist. Wir erlauben dem Heiligen Geist nicht, den entsprechenden Menschen gründlich der Sünde zu überführen. Das Resultat solcher Methoden ist ein Trümmerfeld falscher Bekenntnisse und menschlicher Wracks, das wir hinterlas­sen. Wir sollten bis zum Ende vollkommene Geduld haben (Jakobus 1,4).

Die wahre Wirksamkeit unseres Lebens liegt nicht darin, dass wir in rastloser Hek­tik unsere selbst geschaffenen Missionen durchziehen, sondern in einer vom Heiligen Geist geleiteten Aktivität, die durch geduldiges Warten auf den Herrn bestätigt wird.

W.D.


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