Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen!
Mose, der unermüdliche Mittler zwischen dem Volk Israel und Gott hatte Gott soeben das Versprechen abgerungen, dass sein Angesicht mit dem Volk ziehen würde, da kommt er auch schon mit einer noch kühneren Bitte: „Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen“ (2. Mo 33,18).
Hatte er die Herrlichkeit Gottes nicht in einem gewaltigen Maß bereits erlebt? Waren der brennende Dornbusch und das Feuer, die Blitze, das Erdbeben, Wolken und Finsternis auf dem Sinai nicht schon eine gewaltige Offenbarung der Heiligkeit und Macht Gottes? Aber Mose ahnte, dass da noch eine Herrlichkeit Gottes sein musste, die alles das, was er bisher gesehen hatte, bei weitem überstieg.
Wir dürfen annehmen, dass das Verlangen Moses, die Herrlichkeit Gottes zu sehen, im Zusammenhang damit steht, was Gott ihm über die Pläne des Heiligtums gesagt hatte. Denn in dem Dornbusch und in den Zehn Geboten war zwar auch die Heiligkeit Gottes zu sehen, aber ohne die Möglichkeit, Gott zu nahen. Das war beim Heiligtum anders. Alle Anordnungen bezüglich der Stiftshütte sprachen nicht nur von der Heiligkeit Gottes, sondern auch von seiner Gnade, von Vergebung, von Reinigung, davon, dass Gott in der Mitte des Volkes wohnen wollte.
Und Mose hatte recht. Gott stellte ihn in die Felsenkluft und ging an ihm vorüber. Mose durfte ihn von hinten sehen und Gott stellte sich vor als „Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit“. Gott sprach auch von Gericht. Aber zuerst sprach er von Gnade, dann vom Gericht. Nach den erschütternden Erlebnissen mit dem goldenen Kalb müssen das gewaltige Worte für Mose gewesen sein: „barmherzig und gnädig“. Mose neigte sich zur Erde und betete an.
Ist dieses Verlangen, die Herrlichkeit Gottes zu sehen, auch in unseren Herzen? Wir haben es doch so viel besser als Mose. Wir kennen den, der die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes und der Abdruck seines Wesens ist. Wir kennen den eingeborenen Sohn des Vaters, der uns den Vater kundgemacht hat. Wir kennen den, durch den die Gnade und die Wahrheit geworden sind. Wir sehen die Herrlichkeit Gottes nicht nur „von hinten“, wir sehen nicht nur seine Wege und sein Handeln mit den Menschen, worin er sich offenbart hat. Im Angesicht Jesu Christi ist die Herrlichkeit Gottes zu lesen.
Hätten wir doch öfters dieses Verlangen, die Herrlichkeit Gottes zu sehen. Er würde sie uns zeigen, im Anschauen der Herrlichkeit seines geliebten Sohnes!
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