2023-04-04

Müssen wir Angst vor dem Richterstuhl haben?

„Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt“ (1. Johannes 4,17)

Es ist eine wichtige Frage, ob wir Angst davor haben müssen, vor dem Richterstuhl zu erscheinen. Und die Antwort ist ganz klar: Nein! Warum nicht?

Erstens, weil wir dort mit einem wunderbaren Auferstehungskörper stehen werden, in dem es keine Sünde mehr gibt.

Zweitens, weil wir dort als geliebte Kinder Gottes erscheinen; als Menschen, die in Christus Jesus sind - einsgemacht mit Ihm und eingehüllt in Seine Gerechtigkeit.

Drittens, weil der Richter selbst unser Retter ist, der unser Gericht am Kreuz getragen hat! Deshalb schreibt Johannes auch: „Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt“ (1. Joh 4,17). Wir können mutig dem Tag des Gerichts entgegen gehen. Denn es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind (s. Röm 8,1)!

Und viertens geht es bei unserem Offenbar-werden vor dem Richterstuhl gar nicht um die Frage einer Verurteilung. Für Kinder Gottes geht es um ein Preisgericht, dass dort auf uns wartet. Dort wird beurteilt, wofür der Herr uns Lohn geben wird - und wofür nicht! Was Gottes Anerkennung findet; und was im Feuer verbrennt!

Trotzdem ist es auch ein ernster Gedanke, dass unser ganzes Leben im Licht Gottes erscheint und beurteilt wird. Gottes Bewertungsgrundlage für dieses Preisgericht ist das, was wir wussten und das, was Er uns anvertraut hat.

Dem einen fünf Talente, dem anderen zwei dem anderen eins. Dem einen diese Aufgaben, dem anderen jene. Dem einen viel Kenntnis über Gottes Wort und dem anderen weniger (s. Lk 12,47.48). Je mehr wir empfangen haben, umso größer ist auch unsere Verantwortung!

Aber was bedeutet es konkret, wenn Paulus schreibt: „Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden …“ (2. Kor 5,10)? Vielleicht kann man es mit den folgenden Worten des Herrn zusammenfassen: „Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden wird, noch geheim, was nicht erkannt werden und ans Licht kommen wird“ (Lk 8,17).

Am Richterstuhl wird unser ganzes Leben im Licht Gottes sichtbar. Dort läuft sozusagen der Film unseres Lebens ab - während wir, jeder ganz persönlich, allein vor dem Herrn stehen. Wir werden unser Leben so sehen, wie Gott es sieht. Nichts wird beschönigt und nichts wird überzeichnet.

Warum ist es wichtig, dass das geschieht? Damit wir in der Ewigkeit genauso über unser Leben denken, wie Gott es tut. Um perfekte Gemeinschaft mit Gott haben zu können, müssen unsere Gedanken in Übereinstimmung mit Seinen Gedanken gebracht werden. Und genau das geschieht am Richterstuhl.

Wie Paulus mal sagt: „Dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin“ (1. Kor 13,12). Das bedeutet unter anderem, dass wir dann auch die Sünde so beurteilen werden, wie Gott es tut. Was wir vielleicht vorher als kleine Sünde gesehen haben, wird eventuell plötzlich wie ein Berg vor uns stehen.

Aber nicht nur das. Wir erkennen auch die Gnade Gottes, die weit über die Spitze dieser vielen Berge hinausgeht und alles durch das Blut Jesu bedeckt. Wie es in Römer 5 heißt: „Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden“ (Röm 5,20).

Der tiefe Eindruck unseres sündigen Lebens vor der Bekehrung macht die Gnade Gottes umso größer. Das wird uns dazu führen, Gott zu bewundern und Ihn anzubeten! Aber auch die Sünden, die wir nach unserer Bekehrung - vielleicht sogar ohne dass wir es merkten - getan haben, werden sichtbar. Sie werden uns nicht verdammen, denn Christus wurde bereits dafür gerichtet; aber sie werden uns einen tiefen Eindruck von dem Umfang und dem Ausmaß der Gnade Gottes geben.

Das Bewusstsein der großen Schuld, die uns vergeben wurde, wird uns sehr dankbar machen. Und wir werden den Herrn dafür noch mehr lieben! Denn wem viel vergeben ist, der liebt viel (s. Lk 7,47). Außerdem werden wir erkennen, wie oft der Herr uns davor bewahrt hat, zu sündigen - als wir vielleicht kurz davor standen. Oder wie Er uns durch Seine Güte zur Buße geleitet hat, als wir es doch getan haben. Alles kommt ans Licht!

J.P.S.


Artikelreihe: Was erwartet dich am Richterstuhl des Christus?

Die drei Gerichte Unsere Motive und Taten werden von Gott registriert


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