2021-12-13

Säen und Ernten

„Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten“ (2. Kor 9,6)

Es gibt also nach dieser Schriftstelle ein „Säen“ und ein „Ernten“. Kinder in den Wegen des Herrn unterweisen, Hausbesuche machen, um Menschen leiblich oder geistlich wohlzutun, Brot, Geld, Kleider und anderes den Armen geben, unser Geld und Gut für den Herrn und zu Seiner Ehre verwenden, das heißt nach dieser Stelle „Säen“. Der Lohn, den der Herr in der Zeit und in der Ewigkeit dem zur Vergeltung gibt, der da sät, wird „Ernten“ genannt. Dieser Lohn mag uns mehr oder weniger schon in diesem Leben zuteil werden. Zehnfach, ja Hundertfach vergilt der Herr oft schon in zeitlichen Dingen, indem Er uns Freunde erweckt oder Seinen offenbaren Segen auf unseren irdischen Beruf legt usw. Aber gesetzt, der Herr ließe aus einer bestimmten Absicht solch ein Ernten hier auf Erden nicht eintreten, so wird doch ganz gewiss die Ernte droben in der zukünftigen Welt sein. Das leitet uns zu dem zweiten Punkt in dem oben angegebenen Vers.

„Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten.“ Das sind Worte des Heiligen Geistes, ausgesprochen durch den Mund des Apostels Paulus. Das hier gebrauchte Bild ist für jedermann leicht verständlich. Der Landmann, der sparsam sät, erntet auch sparsam. Das eine bedingt das andere. So werden alle, die nach dem Maß ihrer Zeit, Fähigkeit, Gelegenheit und Mittel (zeitlich und auch geistlich) nur wenig tun, auch nur wenig ernten, sei es in diesem oder in dem künftigen Leben. Das sagt Gott, und deshalb müssen wir es glauben. Wohlan denn, lasst uns nicht sparsam, sondern reichlich säen! Wer das tut, der wird auch reichlich ernten, sowohl jetzt als auch in der zukünftigen Welt; das heißt, wenn das Säen für den Herrn geschieht und nicht aus fleischlichen Beweggründen, wie etwa aus dem Wunsche nach Menschenlob und anderem.

Es ist jedenfalls sicher, dass wir schon in diesem Leben nichts verlieren, wenn wir als treue Verwalter des Herrn handeln. Was sollen wir aber sagen, wenn wir auf den „Tag Christi“ sehen, wo selbst der Trunk frischen Wassers vergolten werden wird, der einem Jünger in eines Jüngers Namen gegeben ist? Wenn wir mehr gewohnt wären, uns die Tatsache vor Augen zu halten, wie kurz dieses Leben im Vergleich zur Ewigkeit ist, und wie herrlich und unaussprechlich kostbar die Segnungen sind, die den Gläubigen am Tage Christi erwarten, wie gerne würden wir dann danach streben, zu geben, ja mehr noch, auch selbst für Ihn hingegeben zu werden! Vergegenwärtigen wir uns nur einmal recht die Eitelkeit der irdischen Dinge, und die Kostbarkeit der himmlischen Schätze, so werden wir danach ringen, für die Ewigkeit zu leben, und es wird uns eine Wonne sein, „Schätze im Himmel zu sammeln“.

Manche Kinder Gottes möchten nicht, wenn der Herr es fordern sollte, dass alles, was sie haben, dem Herrn gehören soll. Sie sind oft noch nicht einmal zu dem Standpunkt Jakobs gelangt, der im Alten Bunde lebte, und der doch, als geistliches Licht in ihm zu tagen begann, zu Gott sprach: „Von allem, was du mir geben wirst, werde ich dir gewisslich den Zehnten geben“ (1. Mo 28,22). Sie geben nicht einmal, wie Jakob, von allem, was Gott ihnen gibt, den Zehnten zurück. Sie sind schnell bereit, große Summen zum Kauf eines Hauses, Tausende jährlich für die Erziehung ihrer Kinder, für kostspielige Reisen und für einen möglichst hohen Lebensstandard auszugeben, oder sind in den Fallstrick des „Anhäufens“ gefallen und bringen dabei kaum einige Tausend für das Werk des Herrn oder für die Bedürfnisse der Heiligen usw. auf. Was ist die Folge? Da sie mehr für sich selbst und für ihre Kinder als für Gott leben, sind sie nicht wahrhaft glücklich in Gott, und der eine klare Zweck, für den Gott sie hier auf Erden lässt, wird verfehlt.

Das gilt aber nicht nur für die Reichen oder die weniger begüterten Klassen, sondern auch für die Armen unter den Kindern Gottes. Der Christ mit nur einem bescheidenen Einkommen oder nur einem kleinen Geschäft sagt vielleicht: „Ich habe selber wenig; ich kann nichts davon übrig machen; oder wenn ich etwas erspare, so kann es doch nur eine ganz unbedeutende Kleinigkeit sein“. Und was ist das Ergebnis? Alles, oder fast alles gibt er für sich selbst aus, oder was nicht gebraucht wird, legt man für die Zukunft zurück. Die Folge davon ist, dass solche Leute nicht geistlich glücklich sind, und auch zeitlich oft nicht voran kommen. Es kann nicht anders sein! Wenn sie über das Wenige, das Gott ihnen anvertraut hat, nicht treu sind, wie kann Gott ihnen dann mehr geben! Es sei denn, dass Er es, wie einst bei Israel (Ps 106,13), zu ihrer Züchtigung tut und Magerkeit in ihre Seelen sendet, um sie zur Erkenntnis bei Eitelkeit solcher Dinge zu führen. Oft muss Gott, sowohl bei Reichen als auch bei Armen, Krankheit, schwere Verluste, Zusammenbruch des ganzen Geschäftes usw. senden, um Seinen Kindern das zu nehmen, was sie nicht freiwillig, gedrungen durch die Liebe Christi, Ihm zu Füßen legen wollten.

„Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr; und einer, der mehr spart, als recht ist, und es ist nur zum Mangel. Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt“ (Spr 11,24 u. 23). Wie oft haben Kinder Gottes „ausgestreut“, und doch mehr bekommen, ja viel ausgestreut, und doch überfließend mehr bekommen. Aber leider kommt es viel häufiger vor, dass sie mehr sparten, als recht war, aber es war nur zum Mangel.

Beachten wir hier die Worte „mehr als recht“! Es wird nicht gesagt: „der alles spart“, wohl aber: „mehr als recht ist“. Das heißt, er gibt zwar, aber es ist im Vergleich zu dem, was sein könnte, so wenig, daß es nur zum Mangel ist. Bei dem Begehren, vorwärts zu kommen, und weil sie nur für sich lebten, sparten sie mehr als recht ist, und so war es nur zum Mangel und diente dazu, sie arm zu halten. Säumige Schuldner, unerwartete und unerklärliche Verluste, schwere Nöte in der Familie und dergleichen nahmen das Geld fort, das sie für sich selbst behalten wollten entgegen dem Willen Gottes.

Andere Christen gingen mit ihrem Geben für das Werk des Herrn und für die Bedürfnisse Seiner Heiligen immer mehr hinauf, weil sie sich „Schätze im Himmel“ und nicht auf Erden zu sammeln begehrten. Wenn wir auch niemals geben sollten, um vom Herrn wiederzuerhalten, so wird dies dennoch geschehen, wenn wir aus richtigen Beweggründen geben. Gott hat Selbst erklärt, dass es so sein wird. Das geht deutlich aus folgenden Stellen Seines Wortes hervor: „Ehre Jehova von deinem Vermögen und von den Erstlingen all deines Ertrages; so werden deine Speicher sich füllen mit Überfluss und deine Kufen von Most überfließen“ (Spr 3,9 u. 10). „Gebet, und es wird euch gegeben werden. Ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben“ (Lk 6,38). „Wer des Armen sich erbarmt, leiht Jehova; und Er wird ihm seine Wohltaten vergelten“ (Spr 19,17). Möchten wir Gnade erlangen, den Willen Gottes auch in dieser Beziehung von Herzen zu tun und daran denken, dass Gott einen fröhlichen Geber liebt! (2. Kor 9,7).

Erlöst durch das kostbare Blut Christi gehörst du nicht mehr dir selbst an, sondern du und alles, was du hast, gehört dem Herrn. Du bist nur Verwalter, nicht Besitzer von dem, was dir anvertraut ist. Bist du ein treuer Verwalter? Verwendest du dein Geld so, dass es dich mit Freude erfüllen wird, wenn der Herr dich heimruft?

Das Bewusstsein und der Genuss der Liebe Gottes bewahre dich vor dem Übel, und mache dich zu einem solchen Erben der Herrlichkeit, dem es Lust und Wonne ist, alles zu den Füßen des Herrn Jesu zu legen. Am Richterstuhl Christi, wo wir Rechenschaft von unserer Verwaltung zu geben haben, werden wir dann die frohen Worte hören: „Wohl, du guter und getreuer Knecht, über weniges warst du treu, über vieles werde Ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21).

Unbekannt


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