Umzug an einen gefährlichen Ort
"Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade." (Sprüche 3,5-6)
Manchmal haben wir Angst, wenn Gott uns an einen neuen Ort ruft, wo vieles ungewiss ist und wo vielleicht auch Gefahren lauern. Die folgende Geschichte, die vor mehr als 100 Jahren in China geschah, ermutigt dazu, dem Herrn zu vertrauen, wenn Er will, dass wir umziehen.
"Während langer, ruhiger Tage auf dem Flussboot entfaltete mir mein Mann einen sorgfältig durchdachten Plan für die zukünftige Missionsarbeit. Er erinnerte mich daran, dass sechs Missionare von einer Missionsstation, die von den Boxern zerstört worden war, nun dauerhaft in Changte stationiert waren; und dass die Hauptstation, die jetzt so gut ausgestattet war, uns nicht länger brauchte. Er war der Meinung, dass es an der Zeit war, sich der Evangelisierung der großen Regionen nördlich und nordöstlich von Changte zu widmen - Regionen, die bis dahin mangels Arbeiter kaum vom Evangelium berührt worden waren. Sein Plan war, dass wir - als Ehepaar, mit unserem Kindern - unter den Menschen dort leben und arbeiten sollten.
Um dies zu ermöglichen, würde ein Gelände im Zentrum gemietet werden, wo wir einen Monat für unseren ersten Besuch bleiben und einen Evangelisten zurücklassen würden, um die Arbeit weiterzuführen. Dann würden wir diesen und andere so eröffnete Orte so oft wie möglich während des Jahres erneut besuchen.
Was dieser Vorschlag für mich bedeutete, können diejenigen, die mit China und dem chinesischen Leben nicht vertraut sind, kaum verstehen. Pocken, Diphtherie, Scharlach und andere ansteckende Krankheiten sind chronische Epidemien; und China war außerhalb der von Ausländern regierten Bezirke völlig ohne sanitäre Einrichtungen.
Vier unserer Kinder waren gestorben. Die drei Kleinen nun unter solche Bedingungen zu bringen, schien buchstäblich so, als würde man mit ihnen im Dunkeln über einen Abgrund treten und erwarten, festgehalten zu werden. Aber auf der anderen Seite hatte ich die sprachlichen Fähigkeiten und die Erfahrung für genau diese Arbeit. Die Notwendigkeit war wirklich entsetzlich groß, und es gab keine andere Frau, um sie zu tun. In meiner innersten Seele wusste ich, dass der Ruf von Gott gekommen war, aber ich wollte den Preis nicht zahlen. Ich weigerte mich, in dieses Leben einzutreten, mit dem Einwand der Gefahr für die Kinder.
Immer wieder drängte mich mein Mann, dass "der sicherste Ort" für mich und die Kinder "der Weg der Pflicht" sei; dass ich sie nicht in unserem komfortablen Zuhause in Changte beschützen konnte, sondern "Gott sie überall zu bewahren vermochte." Immer noch weigerte ich mich. Kurz bevor wir unsere Station erreichten, bat er mich, meine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Als ich endgültig Nein sagte, war seine einzige Antwort: "Ich habe Angst um die Kinder."
Am Tag nach der Ankunft zu Hause wurde unser geliebter Wallace krank. Wochenlang kämpften wir um sein Leben. Endlich ging die Krise vorüber und er begann sich zu erholen. Dann begann mein Mann seine erste Reise alleine! Er war nur ein oder zwei Tage weg, als unser kostbares Baby Constance, ein Jahr alt, mit der gleichen Krankheit niedergeschlagen wurde, die Wallace gehabt hatte. Von Anfang an schien es wenig bis gar keine Hoffnung zu geben. Die Ärzte, eine Krankenschwester und der ganze kleine Missionskreis gaben sich dem Kampf um ihr Leben hin. Ihr Vater wurde gerufen, doch gerade als er kam, verlor sie das Bewusstsein. Ein paar Stunden später, als wir um ihr Bett knieten und auf das Ende warteten, schienen sich meine Augen plötzlich dem zu öffnen, was ich getan hatte - ich hatte es gewagt, gegen den allmächtigen Gott zu kämpfen.
In den folgenden Augenblicken offenbarte sich Gott mir in solcher Liebe, das ich mich Ihm neu übergab. Ich erkannte, dass ich einen schrecklichen Fehler gemacht hatte, und dass ich meine Kinder tatsächlich sicher Ihm anvertrauen konnte, wohin auch immer Er uns führte. Eines schien jedoch klar, nämlich dass ich folgen musste, wohin Gott führte. Endlich sah ich ein, dass Er an erster Stelle stehen muss. Noch bevor der Körper des Kindes beigesetzt wurde, hatten die Vorbereitungen für unsere Reise begonnen.
Hat Gott sich als treu erwiesen? Oder hat Er die Kinder in den folgenden Jahren leiden lassen, als wir jedes Jahr mehrere Monate mit ihnen dort draußen direkt unter dem Volk verbrachten? Während ich dies schreibe, sind achtzehn Jahre vergangen, seit wir diese erste Reise begonnen haben, und keines unserer Kinder ist gestorben. Noch nie hatten wir so wenig Krankheit wie in diesem Lebensabschnitt. Niemals hatten wir so viele Beweise der Gunst Gottes auf hundert verschiedenen Wegen - wie in den folgenden Zeugnissen gesehen werden kann.
Ohne eine Ausnahme wurde jeder Ort, an dem wir einen Monat lang blieben und wie von meinem Mann geplant eine Station eröffneten, mit der Zeit zu einer wachsenden Kirche.
Zu meiner Überraschung merkte ich, dass ich den Kindern mehr Zeit widmen und sie auf diesen Reisen besser beschützen konnte als in der Changte Station. Denn die Missionsanlage war groß gewesen, und oft hatten die Kinder sich stundenlang außerhalb meiner Sichtweite aufgehalten, während das Außengelände des Grundstücks, auf dem wir nun lebten, so klein war, dass die Kinder immer in Sicht- und Reichweite blieben. Selbst als Gruppen von Frauen dem Evangelium zuhörten, konnte ich den Unterricht der Kinder leiten. Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, ist mein Herz von überfließender Dankbarkeit gegenüber Gott für die wunderbare Gnade und Kraft erfüllt, die Er für dieses Leben gegeben hat." (Aus dem Buch: How I know God answers prayer / Rosaline Goforth)
„Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst“ (Jos 1,9).
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