Abhängigkeit
„Außer mir könnt Ihr nichts tun.“ (Johannes 15,5)
Halte uns, göttliche Liebe, Dir nah',
dass unser Nichtssein wir mögen erkennen,
stehen zu deiner Ehre stets da,
dass uns vom Glauben hier nichts möge trennen.
Wenn wir wirklich schwach sind, verlässt Gott uns nie; aber wenn wir uns unserer Schwachheit nicht bewusst sind, müssen wir sie durch Erfahrung kennen lernen. Die ganze Sache für uns ist, völlig abhängig zu werden von seiner unfehlbaren Treue und unermüdlichen Liebe in der Gewissheit, dass sie uns durch alles hindurchbringen.
Bewusste Schwachheit veranlasst einen Heiligen, sich nicht zu erkühnen, einen Schritt ohne Gott zu tun. Der Platz der Stärke ist immer der, gezwungen zu sein, sich auf Gott zu stützen.
Die wesentliche Voraussetzung, dass sich eine Seele im richtigen Zustand befindet, ist - bewusste Abhängigkeit. Lasst uns an der Abhängigkeit unsere Freude haben - dass jemand, der über uns ist, uns hilft und Sorge für uns trägt.
In der Weltförmigkeit liegt ein bequemer Weg zum Vorangehen, und es gibt nichts Traurigeres als den geruhsamen, in Bequemlichkeit lebenden Christen, der Tag für Tag abseits der Abhängigkeit vom Herrn dahinlebt. Wir müssen immer in der Abhängigkeit bleiben, oder wir kommen zu Fall.
In jeder Einzelheit unseres Lebens gibt es keine Segnung außer in der Abhängigkeit von Gott. Wenn ich jetzt, während ich mit dir rede, aufhören würde, dieses in Abhängigkeit vom Herrn zu tun, würde aller Segen für meine eigene Seele aufhören. „Außer mir könnt ihr nichts tun.“ Ohne die Abhängigkeit vom Herrn kann ich weder mit Nutzen reden, noch kannst du mit Nutzen hören.
Die Hauptsache für uns ist, was auch sein mag, dass wir in den Armen des Herrn ruhen, und nicht eilig anderswo Hilfe suchen.
Wir mögen Wahres aussprechen im Gebet oder indem wir Zeugnis ablegen; wenn wir aber unsere Abhängigkeit vom Herrn nicht verwirklichen, werden wir keine Kraft im Kampf haben.
Wenn der Sieg nicht zur Anbetung leitet, hört unser Mit-Gott-gehen auf, sobald der Sieg errungen ist. Wie traurig zu sehen, dass der Sieg oft nur zu bloßer Freude führt, anstatt unsere Abhängigkeit von Gott und Freude in Ihm zu vermehren.
Wir sind nicht imstande, auch nur einen einzigen Besuch in der rechten Weise zu machen, wenn uns seine Hand nicht leitet.
Bedenke: Wenn wir in völliger Abhängigkeit sind, wird uns keine Versuchung begegnen. Prüfungen kommen, aber wie der Herr Jesus können wir dann sagen: „Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ Jede Prüfung wird, wenn wir nah bei Gott sind, zu einer gesegneten Gelegenheit, den Gehorsam mehr zu beweisen, andernfalls aber wird sie zu einer Versuchung.
Wir sind auch nicht einen Augenblick fähig, ohne Ihn etwas zu tun; und wie ist es so gesegnet, Ihm zu vertrauen! Ich fühle, dass all unser Tun deutlich der unmittelbare Ausdruck von Gottes Gedanken sein sollte, und es ist etwas sehr Großes, unter seiner unmittelbaren Führung zu arbeiten - und zu warten.
Niemand kann uns aus Christi Hand rauben; aber warum wird das gesagt, wenn es keine wirkliche Gefahr gäbe und wir darin bewahrt werden müssten? Der Wolf raubt die Schafe und zerstreut sie (Johannes 10,12). In Vers 28 wird dasselbe Wort wieder gebraucht: „Niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“ In Vers 12 jedoch geht es um unsere Verantwortung, dass wir unsere Abhängigkeit von Ihm verwirklichen und uns seiner unfehlbaren Fürsorge völlig überlassen; und das eine ist so kostbar, wie das andere nötig ist.
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