Adlersflügel und der rauchende Berg
„… wie ich euch auf Adlers Flügeln getragen und euch zu mir gebracht habe …“ (2.Mose 19,4)
Gott hatte sein Volk mit wunderbarer Güte aus Ägypten befreit, damit sie Ihm zum Eigentumsvolk sein sollten. Er hatte sie durch Stationen wie Marah, die Wüste Sin und Rephidim geführt, wo sie zwischenzeitlich kein Trinkwasser und keine Nahrung hatten. Jedes Mal hatte Er sich in treuer Fürsorge um sie gekümmert - immer genau zur passenden Zeit!
Auch wenn sie es vielleicht nicht merkten, hatte Er sie dennoch auf Adlersflügeln getragen - wie ein Mann seinen Sohn trägt (s. 5.Mose 1,31) - und sie zu sich gebracht. Obwohl das Volk die wunderbare Rettung Gottes gesehen und erlebt hatte, wie Er ihrer Not begegnete, haben sie gemurrt und Unmut in ihren Herzen aufkommen lassen.
Eigentlich hätten sie aufgrund ihres eigenen Fehlverhaltens lernen müssen wie böse, ungläubig und eigenwillig ihre Herzen waren. Doch stattdessen riefen sie, als Gott ihnen ihre Berufung als Königtum und Priester vorstellte, voller Selbstvertrauen aus: „Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun“ (2.Mo 19,8)!
Plötzlich wechselt das Bild.
„Und es geschah am dritten Tag, als es Morgen wurde, da waren Donner und Blitze und eine schwere Wolke auf dem Berg und ein sehr starker Posaunenschall; und das ganze Volk, das im Lager war, zitterte. Und Mose führte das Volk aus dem Lager hinaus, Gott entgegen; und sie stellten sich auf am Fuß des Berges. Und der ganze Berg Sinai rauchte, weil der HERR auf ihn herabstieg im Feuer; und sein Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg bebte sehr.“ (2.Mose 19,16-18)
Auf einmal lesen wir von Donnern, Blitzen, einer schweren Wolke und sehr starkem Posaunenschall. Ein kompletter Berg rauchte, weil der HERR im Feuer auf ihn herabstieg. Die Stimme Gottes ertönte im Donner. Warum das alles?
Gott wollte seinem Volk einen Eindruck von seiner Größe und Heiligkeit vermitteln. Sie sollten sich bewusst machen, wer Gott war und wer sie selbst waren. Er hatte sie in Gnade errettet. Jetzt wollten sie Ihm in eigener Kraft dienen und seinen Willen tun. Doch das war unmöglich. Sie waren buchstäblich aus der Gnade gefallen.
Eigenwille und Selbstvertrauen haben in der Gegenwart Gottes keinen Platz. Wenn wir Ihm dienen wollen, dann geht das nur auf der Grundlage von Gnade und nicht weil wir denken, dass wir etwas aus uns selbst heraus könnten. Wenn wir anfagen uns etwas auf uns einzubilden, dann sollten wir uns daran erinnern, dass auch unser Gott ein verzehrendes Feuer ist (s. Heb 12,29). „Denn Gott widersteht dem Hochmütigen; dem Demütigen aber gibt er Gnade“ (Jak 4,6).
Deshalb denk an die Adlersflügel, wenn Du durch Schwierigkeiten gehst und erinnere Dich an den rauchenden Berg, wenn Hochmut und Selbstvertrauen in Deinem Herzen aufsteigt. Gott ist der Gott aller Gnade - und ein Sinai an Heiligkeit (s. 1.Pet 5,10; Ps 68,17)!
Vorheriger Artikel Nächster Artikel