2025-01-18

Bekehrt, und dann?

„… und führte ihn in eine Herberge und trug Sorge für ihn.“ (Lk 10,34)

Wenn sich ein Mensch bekehrt, jubeln wir zu Recht, denn es ist Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut. Aber leider unterläuft uns gedanklich leicht ein wesentlicher Fehler. Wir denken, die Arbeit sei nun vorbei. Doch das ist ein Trugschluss, denn eigentlich fängt die Arbeit jetzt erst an. Wohin nun mit dem Neubekehrten?

Als der barmherzige Samariter nach der Wundversorgung den Verletzten auf seinen eigenen Esel geladen hatte, steuerte er eine Herberge an. Dort war auch der Wirt zugegen, der dem Mann zur Seite stand und den Auftrag hatte, diesen zu versorgen. Sogar die Kosten dafür wurden im Voraus bezahlt. Für den Verletzten war das genau der richtige Ort mit passender Rundumversorgung.

Diese Geschichte zeichnet uns ein schönes Bild davon, was der Herr tut. Er, der wahre barmherzige Samariter, nimmt sich des fast zu Tode Geschlagenen mit großer Barmherzigkeit an. Die Errettung einer Seele ist allein sein Werk, da wir uns halb tot am Wegesrand gar nicht selbst helfen können. Im Anschluss an die Bekehrung führt der Herr einen Neubekehrten in die Herberge. Er selbst fügt ihn zu seiner Versammlung hinzu. Beides finden wir in der Apostelgeschichte schön beschrieben: „Der Herr aber fügte täglich hinzu, die gerettet werden sollten“ (Apg 2,47).

Auch wenn Er Menschen dafür als Werkzeuge benutzt, tut Er das selbst. Es ist sein Wirken, nicht unseres. „Aber umso mehr Glaubende wurden dem Herrn hinzugetan“ (Apg 5,14). Wenn im Gefängnis ein Häftling zum Glauben kommt, ist er ein lebendiger Stein am Haus Gottes, ein Glied am Leib Christi und Teil der Braut, obwohl er noch nie die Schwelle einer christlichen Versammlungsstätte überschritten hat. Sofort führt Gott ihn in diesem Sinne in die Herberge und er wird „dem Herrn hinzugetan“. Der Heilige Geist trägt als Wirt die Verantwortung, dieser Seele alles zur Verfügung zu stellen, was zum Glaubenswachstum nötig ist. All das ist Gottes alleiniges Wirken, ohne dass wir Menschen daran einen Anteil hätten.

Aber die Geschichte hat auch einen höchst praktischen Aspekt für uns, denn der Herr schließt diese Begebenheit mit den Worten: „Geh hin und tu du ebenso“ (Lk 10,37). Wir haben also im Blick auf unsere Verantwortung nicht das Recht, uns zurückzulehnen und zu denken: „Der Herr macht das schon.“ Stellen wir uns also nun die wichtige Frage, was das praktisch für uns bedeutet.

Antwort eines Dieners Gottes auf die Frage nach seiner größten Freude: „Wenn der Mensch, den man zu Jesus Christus geführt hat, innerlich wächst und sich zu einem hingebungsvollen, fruchtbaren, reifen Jünger des Herrn entwickelt, der weitermacht und andere Menschen zu Christus führt und ihnen seinerseits weiterhilft.“ 

Auch wenn ein Gläubiger ab dem Zeitpunkt seiner Bekehrung sofort zur Versammlung des lebendigen Gottes gehört, möchte der Herr doch, dass diese Tatsache auch ganz praktisch ausgelebt wird. All unser Bestreben muss „zur Mitte hin“ ausgerichtet sein, auf die Herberge, auf den Herrn selbst. Auf den Ort, von dem Er sagt, dass Er dort, wo zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, selbst in der Mitte ist (Mt 18,20).

Deshalb laden wir solche Neubekehrten aktiv zu den Versammlungsstunden ein und nehmen auch den damit verbundenen Aufwand gerne auf uns. Bestellen wir ihnen eine Bibel oder ein Gesangbuch. Setzen wir uns neben sie und helfen beim Aufschlagen der Bibelstellen. Laden wir sie zu uns nach Hause ein, damit sie Gemeinschaft mit anderen Gläubigen und Gastfreundschaft erfahren und Fragen stellen können. Beten wir gemeinsam mit ihnen, damit sie diese Kommunikation mit Gott kennenlernen, und lesen gemeinsam mit ihnen in der Bibel.

Neubekehrte müssen erfahren: „Hier sind Leute, die mich lieben und aufrichtiges Interesse an mir haben.“ Alles andere ist unnormal und nicht im Sinne unseres Herrn. Wir sollten wie Barnabas sein, der sich um Saulus gekümmert hat: „Barnabas aber nahm sich seiner an, brachte ihn zu den Aposteln“ (Agp 9,27). Es wäre verkehrt, wenn wir denken: „Setz dich mal ein paar Jahre in die Bank und höre den Predigten zu, dann läuft das schon.“ 

 

C.Sb. / A.Sch. / M.K.


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