2020-01-11

Voraussetzungen zur Jüngerschaft (8)

„So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ (Lukas 14,33)

Sind die Aussagen Jesu über Jüngerschaft und das „allem entsagen“ eigentlich auch noch für die Gemeinde / Versammlung Gottes in der heutigen Zeit relevant und aktuell?

Von den ersten Christen, die in Jerusalem zum Glauben gekommen waren und dann regelmäßig als Gemeinde zusammenkamen, wird berichtet, dass sie „alles gemeinsam hatten“ und niemand unter den ersten Christen war, der etwas von seinem Besitz „sein Eigen“ nannte und es für sich behalten wollte.

„Die Menge derer aber, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein Eigen wäre, sondern sie hatten alles gemeinsam.“ (Apg 4,32)

Der Heilige Geist vereinte die Gläubigen in ihrer Liebe zu dem Herrn Jesus und zueinander so sehr, dass dies ganz praktische und erlebbare Folgen im Miteinander hatte. Wir meinen heute oft, dass die Lebensrealität der ersten Christen nichts mehr für die Gemeinde unserer Zeit sei und verbuchen es unter einem einmaligen Wirken des Heiligen Geistes am Anfang der Kirche.

Ist es nicht vielmehr so, dass die ersten Christen schlicht den Worten Jesu gehorsam waren und das taten, was die Apostel sie lehrten, die ja selbst vom Herrn Jesus gelehrt worden waren (Apg 2,42)? Der Herr Jesus hatte gesagt, dass nur der Sein Jünger sein kann, der „allem entsagt“ (Lk 14,33) und an anderer Stelle hatte er die Jünger aufgefordert ihre „Habe zu verkaufen und Almosen zu geben“ (Lk 12,33). Genau das setzten die Gläubigen in die Tat um.

Die Lebenspraxis der ersten Christen hat nichts mit „frühchristlichem Kommunismus“ zu tun, denn die Besitztümer wurden nicht einfach wahl- und planlos verkauft und gleichmäßig auf alle verteilt, sondern es wurde besonders durch die Apostel auf die Bedürfnisse der einzelnen Gläubigen geachtet. Wenn eine Not bei einem Mitbruder oder einer Mitschwester zu Tage trat, wollte man gleich helfen und konnte es nicht ertragen, wenn andere Mangel hatten.

Viel später schreibt der Apostel Johannes in 1.Joh 3,17: „Wer aber irgend irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?“

Niemand wurde von der Gemeinschaft enteignet oder dazu gezwungen seinen Besitz ab- und aufzugeben. Wer gab, gab freiwillig und nicht aufgrund eines feststehenden Gesetzes - denn gerade der fröhliche und bereitwillige Geber erfährt die Liebe Gottes in besonderer Weise (2.Kor 9,7).

Wie oft ertappen wir uns dabei, unsere Praxis - die nicht mehr der der ersten Christen entspricht - damit zu entschuldigen, dass der Heilige Geist heute eben nicht mehr so wirken könne als es zur damaligen Zeit der Fall war. Aber lasst uns einmal in Ruhe und Ehrlichkeit vor Gott die Frage stellen, ob die Realität im praktischen Leben und Geben der Gemeinde/Versammlung Gottes nicht vielmehr ein Zeugnis unserer geistlichen Armut ist, als ein verändertes Wirken des Geistes Gottes?!

Wir sollten unser Abweichen von Gottes Maßstäben bekennen und unsere Praxis ändern, damit Gott wieder vermehrt praktische Einheit bewirken kann. Weißt Du um Gläubige, die finanzielle Nöte haben und wo wirklich Bedürfnisse vorhanden sind?

Es ist sehr beeindruckend zu sehen, dass die Aufopferung füreinander und die Einheit untereinander ganz praktische Folgen im Zeugnis nach außen hin hatte: Es war große Kraft da und Menschen kamen zum Glauben. Die Gnade Gottes wurde wirksam (Apg 4,33).

Würden wir nicht heute auch mehr die Kraft Gottes im Zeugnis vor einer verlorenen Welt erleben, wenn wir die Einheit der Kinder Gottes bewahren würden, die der Geist Gottes bewirkt hat? (Eph 4,1-3)

C.A.


Artikelreihe: Voraussetzungen für Jüngerschaft

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