Berufung zum Dienst
"Und er steigt auf den Berg und ruft herzu, welche er selbst wollte. Und sie kamen zu ihm; und er bestellte zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende zu predigen und Gewalt zu haben, die Krankheiten zu heilen und die Dämonen auszutreiben." (Markus 3,13-15)
"Und die Apostel versammeln sich zu Jesus; und sie berichteten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten. Und er sprach zu ihnen: Kommt ihr selbst her an einen öden Ort besonders und ruht ein wenig aus. Denn derer, die kamen und gingen, waren viele, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen." (Markus 6,30.31)
Die Berufung der zwölf Apostel wird im Markusevangelium mit den Worten beschrieben: „Und er steigt auf den Berg und ruft herzu, welche er selbst wollte. Und sie kamen zu ihm; und er bestellte zwölf, damit sie bei ihm seien, und damit er sie aussende zu predigen und Gewalt zu haben, die Dämonen auszutreiben.“
Auch heute noch beruft der Herr in Seinen Dienst. Er tut das vom „Berg“, vom Himmel aus (vgl. Eph 4,7-16). Jeder Auftrag zum Dienst geht von Ihm aus. Er ist allein der Handelnde, der benutzt, wen Er will. Jeder Diener sollte sich dessen bewusst sein und gehorsam und abhängig bleiben.
Zunächst mussten sie zu Ihm kommen - auf den Berg. In der Abgeschiedenheit, abgesondert von der Welt, sollten sie eine Vorbereitungszeit „bei ihm“ bekommen, bevor Er sie aussandte. „Damit sie bei ihm seien“ - welche Sehnsucht nach Gemeinschaft mit den Seinen drückt Er mit diesen Worten aus! Natürlich wollte Er sie aussenden, aber Sein erster Wunsch war, dass sie bei Ihm seien. Er, der Einsame, suchte nach Herzen, die Ihm vertrauten und denen Er sich anvertrauen konnte.
Als ein großer Teil Seiner Jünger sich von Ihm abwandte, weil ihnen Seine Rede zu hart erschien, fragte Er die Zwölf: „Wollt ihr etwa auch weggehen?“ Spüren wir etwas von Seinem Verlangen nach Gemeinschaft? Ach, wie wenig Resonanz fand dieses Verlangen oft in den Herzen der Jünger. Wie waren sie so oft mit anderen Dingen beschäftigt. Und doch sagt Er in unendlicher Gnade am Ende Seines Weges über sie: „Ihr seid es, die mit mir ausgeharrt haben“, obwohl Er wusste, dass sie Ihn in Kürze alle verlassen würden. Findet dieses Verlangen deines Meisters nach Gemeinschaft mit dir in deinem Herzen einen Widerhall?
Zuerst bei Ihm sein und dann ausgehen - das ist die gute Reihenfolge für den Diener. August van Ryn schreibt dazu: „Für jede Stunde, die wir vor Menschen stehen, sollten wir mehrere Stunden vor Gott verbringen - allein mit Ihm, um in seiner Schule Demut, Abhängigkeit und Gnade zu lernen. Wir lernen uns selbst in dem Maße besser kennen, wie wir Ihn besser kennenlernen.“
Erst in Markus 6,7 wurden die Jünger ausgesandt. Bis dahin sollten sie bei Ihm sein und Anschauungsunterricht bei Ihm bekommen. Und tatsächlich durften sie miterleben, wie ihr Meister lehrte (Mk 4,1-34) und Dämonen austrieb (Mk 5,1-20). Kein Diener sollte meinen, er könne ohne eine solche Vorbereitungszeit „bei ihm“ mit seinem Dienst beginnen.
„Und damit er sie aussende zu predigen und … Dämonen auszutreiben.“ Beachten wir die Reihenfolge. Erst die Predigt, dann die Wunderwerke. Als sie zurückkamen von ihrem Dienst, berichteten sie Ihm „alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten“. Hast du die umgekehrte Reihenfolge bemerkt? Sicher, die Wunderwerke waren spektakulärer als die Worte, aber die Worte sollten den ersten Platz haben und die Wunder hatten den Zweck, zu bestätigen, dass die Worte von Gott kamen (vgl. Mk 16,20; Heb 2,3.4). Tut sich die Christenheit nicht bis heute schwer mit der vom Herrn gegebenen Reihenfolge?
Nach dem ausgeführten Auftrag sagt der Herr Jesus zu ihnen: „Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus.“ Er gibt ihnen die Möglichkeit, „alles zu berichten“, Ihm den ausgestreuten Samen anzubefehlen. Er lässt sie ausruhen und Kraft schöpfen für neue Aufgaben. Und Er zeigt ihnen - und damit auch uns -, dass wir über den Dienst, und sei er noch so segensreich gewesen, nicht den Herrn aus dem Auge verlieren.
Er kennt die Gefahr, dass sich sogar der Dienst zwischen uns und Ihn schieben kann (vgl. Lk 10,40). Aber wir können nichts ohne Ihn tun. Und nur die stille Gemeinschaft mit dem Herrn bewahrt uns vor Hochmut und gibt unserem Dienst die richtige Ausrichtung und Kraft.
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