2020-06-18

Der Herr und Sein Diener

„Wer tut jemals Kriegsdienste auf eigenen Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und isst nicht [von] dessen Frucht? Oder wer weidet eine Herde und isst nicht von der Milch der Herde? Rede ich dies etwa nach Menschenweise, oder sagt nicht auch das Gesetz dies? Denn in dem Gesetz Moses steht geschrieben: ,Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht das Maul verbinden.' Ist Gott etwa um die Ochsen besorgt? Oder spricht er nicht durchaus unsertwegen? Denn es ist unsertwegen geschrieben, dass der Pflügende auf Hoffnung pflügen und der Dreschende auf Hoffnung dreschen soll, um daran teilzuhaben. Wenn wir euch das Geistliche gesät haben, ist es etwas Großes, wenn wir euer Fleischliches ernten? Wenn andere dieses Rechtes an euch teilhaftig sind, nicht viel mehr wir? Aber wir haben von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, um dem Evangelium des Christus kein Hindernis zu bereiten. Wisst ihr nicht, dass die, die mit den heiligen Dingen beschäftigt sind ,aus dem Tempel essen? Dass die, die am Altar dienen, mit dem Altar teilen? So hat auch der Herr für die, die das Evangelium verkündigen, angeordnet, vom Evangelium zu leben.“ (1.Kor 9,7-14).

Gott gibt dem Arbeiter das Recht, von Seinem Werk zu leben, und wenn er vor dem Herrn überzeugt ist, von diesem Recht Gebrauch machen zu müssen, darf er von dem Herrn erwarten, dass dieser für alle seine Bedürfnisse sorgen wird. Er braucht (und darf) es nicht von Menschen erwarten, auch nicht von der Versammlung, sondern allein von dem Herrn, in dessen Dienst er steht. Aber er kann von seinem Recht nur Gebrauch machen, wenn er dieses Recht hat, also vorher schon ein Arbeiter des Herrn ist. Er geht also nicht in das Werk des Herrn, wenn er beschließt, seinen irdischen Beruf aufzugeben, sondern er kann diesen Beschluss fassen, weil er in dem Werk des Herrn ist. Wäre er kein Arbeiter des Herrn, dann hätte er das Recht nicht, von dem Werk des Herrn zu leben.

Aus Obigem ergibt sich, dass ein Gläubiger ein Arbeiter des Herrn ist dadurch, dass er eine Gabe von dem Herrn empfangen hat und diese in dem Dienst des Herrn verwendet. Er bedarf dazu keiner Ernennung und ebenso wenig einer Zustimmung oder Anerkennung von einem oder mehreren anderen Arbeitern oder anderen Gläubigen oder von Versammlungen. Paulus ging nicht mit Fleisch und Blut zu Rate, als Gott ihn rief (Gal 1,16), und Apollos wartete nicht auf Anerkennung von irgendjemandem, sondern predigte feurigen Geistes, selbst als er noch sehr unkundig war. Der Fall in Apostelgeschichte 13 hat hiermit nichts zu tun, denn dort geht es um Männer, die bereits seit Jahren in dem Werk des Herrn waren, aber nun durch den Heiligen Geist zu einem besonderen Auftrag berufen wurden. In dem ersten Vers werden sie unter den Propheten und Lehrern genannt, und in Kapitel 14,14 werden sie Apostel genannt.

Wohl zeigt sich sowohl bei Paulus als auch bei Apollos, dass sie das Vertrauen von örtlichen getreuen Brüdern besaßen, obgleich nicht gesagt wird, dass sie danach gefragt haben. Aber auch ohne ausdrücklich zu fragen, weiß die betreffende Person das wohl. Und gewiss wird das Fehlen dieses Vertrauens ein Grund sein, die Gegenwart des Herrn zu suchen und sich in Seinem Lichte zu prüfen. Aber niemals haben Paulus oder Apollos gefragt, was die, die vor ihnen Diener Gottes waren, davon denken würden, dass sie predigen gingen. Es war ihnen genug, dass sie durch den Herrn gerufen waren. Und erst wenigstens drei Jahre später ging Paulus nach Jerusalem, um Petrus kennenzulernen. Und erst vierzehn Jahre später wird er offiziell durch die Apostel anerkannt, als sein Werk beweist, dass er in der Tat durch Gott berufen ist. Nur der Ruf des Herrn, also der Besitz der Gabe, ist die Ernennung des Arbeiters. Und er ist allein seinem Meister verantwortlich.

Das gibt ihm jedoch nicht das Recht, von anderen Anerkennung zu fordern. Gewiss hat die Versammlung die Pflicht, die Arbeiter anzuerkennen und sie in materieller Hinsicht zu unterstützen. Aber das kann sie nur tun, wenn der Herr ihr persönlich die Überzeugung gegeben hat, dass der Betreffende wirklich in dem Dienst Gottes steht. Und das ist allein eine Sache zwischen Gott und ihr.

Und ebenso wenig hat er das Recht zu verlangen, dass andere Arbeiter ihn als solchen anerkennen. Auch das ist eine Sache zwischen dem Arbeiter und Gott.

Aber ist die Gewissheit, durch den Herrn berufen zu sein und durch Ihn gebraucht zu werden, nicht das einzig Wichtige? Das macht das Herz glücklich und gibt Ausharren in dem Werk, auch wenn alle uns verkennen sollten.

H.L.H.


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