2024-04-23

Fragen, Fragen, Fragen!

„Verstehst du auch, was du liest?“ (Apostelgeschichte 8,30)

Eine Dame mittleren Alters betritt ein Bekleidungsgeschäft und stöbert in den Wintermänteln auf den Kleiderständern. Da bemerkt eine Verkäuferin die potenzielle Kundin und geht zielstrebig auf sie zu. „Ich sehe, Sie suchen einen Mantel. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die neuesten Modelle hier drüben. Diese Farben liegen aktuell total im Trend und der Schnitt ist auch wieder in Mode.“

Offensiv und mit vielen Worten umgarnt die Verkäuferin die Dame, um ihr einen der Mäntel schmackhaft zu machen. Nach einiger Zeit beendet die Kundin das Beratungsgespräch mit den Worten: „Entschuldigen Sie, aber ich denke, hier ist nichts für mich dabei“, und verlässt unverrichteter Dinge das Geschäft.

Etwas weiter die Straße hinunter betritt die Dame einen weiteren Laden, um hier ihr Glück zu versuchen. Eine Verkäuferin kommt auf Sie zu und sagt: „Einen schönen guten Tag. Darf ich fragen, wonach Sie suchen? Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein.“

„Ich suche einen Mantel für die aktuelle Saison“, antwortet die Dame. „Da haben wir einige im Laden. Welchen Schnitt suchen Sie denn? Etwas länger oder bis zu den Knien?“ „Bis zu den Knien ist ausreichend und er sollte auch nicht zu dick sein.“

Um die Vorstellungen der Dame näher in Erfahrung zu bringen, fragt die Verkäuferin: „Haben Sie sich eine bestimmte Farbe vorgestellt und suchen Sie ein bestimmtes Muster?“ „Ein gedecktes Braun oder Beige wäre gut. Über das Muster habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.“

Die Verkäuferin geht zielstrebig an einen der Ständer und zückt mehrere Mäntel hervor. Alle beige oder braun, nicht länger als bis zu den Kniekehlen. Angenehmes Material aus Baumwolle, aber keine warmen Daunen. Es sind welche mit und ohne Muster dabei. Die Dame probiert einige der Mäntel an, entscheidet sich für einen und verlässt erfolgreich das Geschäft.

Wo liegt nun der Unterschied zwischen den beiden Situationen? In der Vorgehensweise der beiden Verkäuferinnen! Eine überschüttet die Kundin mit einer Flut von Informationen und die andere stellt zielgerichtete Fragen. Es ist eben ein Trugschluss zu glauben, ein Verkäufer muss gut reden können. Im Gegenteil, er muss Fragen stellen und gut zuhören können.

Im Evangelium sind wir natürlich keine Verkäufer, aber wir treffen auf Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen, Wissensständen, Erfahrungen und Hintergründen. Auch wenn die Botschaft an sich immer die gleiche ist, müssen wir die Menschen daher an unterschiedlichen Stellen abholen. Und damit das bestmöglich gelingt, müssen wir Fragen stellen!

C.Sb. / A.Sch. / M.K.


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