2021-09-27

Gefahr einer vernachlässigten Familie (2)

Vor Kurzem war ich in der Bibliothek des Dallas Theological Seminary, um einige Nachforschungen über Musiktitel aus der Countrymusik anzustellen (kleiner Scherz am Rande). Tatsächlich war ich auf der Suche nach der Biografie eines bestimmten Mannes, der zu Beginn dieses Jahrhunderts von Gott sehr stark gebraucht wor­den war. Als ich nach dem Buch griff, fielen mir zwei andere Biografien ins Auge, die zu beiden Seiten die­ses Buches standen. Beide Biografien handelten eben­falls von Männern, die früher in diesem Jahrhundert sehr für Christus gewirkt hatten. Ich war mit ihren Ge­schichten vertraut; und plötzlich - im Bruchteil einer Sekunde - traf mich die folgende Erkenntnis: Jeder die­ser drei Männer, die so erfolgreich darin gewesen waren, Hunderttausende für Christus zu gewinnen, hatte seine eigene Familie verloren.

  • Einer dieser Männer war über einen Zeitraum von fünf­zehn Jahre durchschnittlich zehn Monate im Jahr weg von zu Hause. Er hatte Tausende zu Christus geführt, aber seine älteste Tochter beging Selbstmord, und sei­ne Ehe endete in einer Scheidung.
  • Der zweite war berühmt für seine Fähigkeit zu predi­gen; er nahm ständig Einladungen an und reiste quer durch die Vereinigten Staaten. Einer seiner Söhne wuchs zu einer der ersten öffentlichen Persönlichkeiten heran, die schamlos ihre Homosexualität und ihre Ablehnung des Christentums bekundeten.
  • Und der dritte war ein unglaublich begabter Evangelist, der bis zu seinem Todestag treu das Evangelium pre­digte. Seine Frau war das administrative Genie, das seine landesweiten Treffen in ganz Amerika organi­sierte. Sie hatten vier kleine Kinder, die von einem Kindermädchen aufgezogen wurden, da ihre Mutter mit ihrem Vater unterwegs und die meiste Zeit nicht für sie da war. Einer der letzten Wünsche dieses Mannes war, dass seine Söhne ihren christlichen Glauben nicht so leben sollten, wie sie es getan hatten. Warum wohl?

Es ist für mich durchaus denkbar, dass diese Menschen, die es sehr gut gemeint haben, vom Feind in eine gemei­ne Falle gelockt wurden, indem sie ihre eigene Familie vernachlässigten. Und das beeinflusste wiederum stark die Art und Weise, wie sie endeten.

Der Herr Jesus fragte: „Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele einbüßt?“ (Mt 16,26). Auch über eine andere Frage lohnt es sich, nachzudenken: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und seine ei­gene Familie verliert?“

Manch einer würde sagen, dass das Opfer, das diese Männer gebracht haben, als Idealbild für den Rest von uns hochgehalten werden sollte. Ich möchte diesen Männern gegenüber fair sein. Sie liebten Jesus Christus und predigten treu sein Wort. Ihre Motivation war, das Reich Gottes um jeden Preis zu fördern. Aber lasst uns auch ihren Kindern gegenüber fair sein: Gibt Christus einem Mann eine Frau und Kinder und verlangt dann von ihm, sie vorsätzlich zu vernachlässigen? Das ergibt kei­nen Sinn und ist nicht mit dem Charakter Gottes verein­bar. Es widerspricht dem zärtlichen Vaterherz Gottes, der einst sagte: „Ich werde dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“ (Jos 1,5.6). Ich höre schon die Seiten rascheln, wie jemand in seiner Bibel Lukas 14,26 auf­schlägt, wo der Herr Jesus sagt: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein.“

Erinnerst du dich daran, als Gott Abraham befahl, den jungen Isaak auf den Berg Morija zu bringen und ihn zu opfern? Abraham hatte hundert Jahre darauf warten müssen, vom Herrn einen Sohn zu bekommen - und nun wollte derselbe HERR ihn wieder wegnehmen. 1. Mose 22 erzählt die Geschichte, die das Herz jedes Vaters berührt. Als sie den Berg hinaufgingen und der junge Isaak das Holz für die Opferung trug, fragte er seinen Vater, wo das Lamm für das Opfer sei. Abraham antwortete mit gebro­chenem Herzen, dass Gott das Opfer bereitstellen würde. Du kennst die Geschichte.

Abraham baute einen Altar, schichtete das Holz sorgfältig auf und band Isaak darauf fest. Bevor sein junger Sohn etwas sagen konnte, hob er sein Messer und rammte es Isaak ins Herz. Und als Abraham über dem Körper seines leblosen Sohnes stand, ertönte eine Stimme aus dem Himmel, die sagte: „Gut gemacht, du gehorsamer und treuer Knecht!“

Doch so war es nicht, stimmt's? Als Abraham das Messer erhob, um es auf Isaak zu richten, rief der Engel des Herrn Abraham zu und sagte: „Moment mal!“ Genau genom­men sagte Er nicht „Moment mal“, aber das ist es, was Er meinte.

„Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sprach: Hier bin ich! Und er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Knaben und tu ihm gar nichts! Denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast“ (1. Mo 22,11-12). Und dann sah Abraham einen Widder, der im Dickicht gefangen war, und dieser wurde ihr Opfer.

Was hat Gott also getan? Nun, der erste Vers desselben Kapitels lehrt sehr deutlich, dass Gott Abraham prüfte. Gott wollte wissen, ob Er die Nummer eins in Abrahams Leben war oder nicht. Und das ist es, was auch der Herr Jesus in Lukas 14,26 meint. Abraham wurde geprüft, um herauszufinden, ob er seinen Sohn mehr liebte als Gott. Unsere Kinder dürfen nicht unsere Götzen sein. Unsere Ehefrauen dürfen nicht unsere Götzen sein.

Er möchte wissen, ob Er in unserem Leben an erster Stelle steht. Und es gibt Zeiten, in denen Er uns auf verschie­dene Weise prüfen wird, um festzustellen, ob Er seinen rechtmäßigen Platz hat. Aber das bedeutet nicht, dass es Gott darum geht, Kinder auf dem Berg Morija zu opfern - oder Familien in unserer Zeit. (Quelle: Komm und Sieh / Daniel Verlag)

S.F.


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