2019-06-30

Glaubensgewissheit durch Zeichen und Wunder?

Nicht selten kamen Menschen zu mir und sagten: „Ich warte immer noch darauf, daß Gott mir irgendein Zeichen dafür gibt, daß Er mir wirklich vergeben und mich angenommen hat."

Der Herr Jesus sagte dem königlichen Beamten, der wegen seines kranken Sohnes zu Ihm gekommen war: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so werdet ihr nicht glauben" (Joh 4,48). Das Verlangen nach Zeichen und Wundern ist ein altbekanntes Hindernis für den Segen. Unsere ungläubigen Herzen möchten lieber etwas Sichtbares oder Fühlbares haben, auf das wir unser Vertrauen setzen können, als einfach das Wort Gottes und die Person und das Werk Christi. Es ist erfrischend zu sehen, wie jener hochgestellte Beamte damals alle zweifelnden Überlegungen über Bord warf und für das „Wort, das Jesus zu ihm sagte", ein williges Ohr hatte und damit vollauf zufriedengestellt wurde (Joh 4,50).

Früher oder später müssen wir alle dahin kommen. Als der bekannte Dr. Chalmers auf dem Sterbebett lag, bat er einen befreundeten Theologen, der bei ihm stand: „Sage mir ein kurzes Wort aus dem Wort Gottes, auf das ich sterben kann."

Wir kennen vielleicht die Geschichte von jenem gläubigen Jungen, dem die kalte Hand des Todes schon das Augenlicht genommen hatte und der seine Mutter bat: „Schlag mir bitte Johannes 3,16 auf. Jetzt leg meinen Finger auf das Wort „jeder" und laß mich mit dem Finger darauf sterben. Jeder, das meint auch mich, Mutter." Das Wort Gottes war ihm genug.

Ich kannte einen Bauern im Flachland von Lincolnshire, der in großer Seelennot Gott bat, Er möge ihm doch durch irgendein Zeichen deutlich machen, daß Er ihn angenommen habe. Er hatte damals auf einem größeren umzäunten Gelände eine Schafherde und ging innerhalb der Umzäunung umher zu den verschiedenen Plätzen, wo seine Schafe weideten. Da betete er: „O Gott, wenn es für mich Hoffnung auf Rettung gibt, dann laß doch in dem Schuppen dort hinten genau zehn Schafe sein." Als er hinkam, fand er zu seiner großen Erleichterung genau zehn! War seine beunruhigte Seele nun damit zufrieden? Nein, es verschaffte ihm nur einen vorübergehenden Hoffnungsschimmer und war rasch wieder vorbei. War es purer Zufall oder war es ein echtes Zeichen von Gott als Antwort auf sein Gebet? Er konnte es nicht sagen, aber schließlich entschloß er sich kühn, seine Bitte zu wiederholen. So erbat er sich, daß zehn Schafe in einer anderen Ecke des Geländes Gottes Zeichen dafür sein möchten, daß es gut um ihn stünde. In großer Erregung begab er sich dorthin, um die Schafe dort zu zählen, und wieder fand er zu seiner Beruhigung und Verwunderung genau zehn Schafe vor!

„Hat Ihnen das Frieden und Gewißheit gegeben?" fragte ich ihn. „Nein", sagte er, „nichts gab mir die Gewißheit des Heils. Die bekam ich erst durch das sichere und gewisse Wort Gottes!"

Er war so lange in einem Nebel von Ungewißheit, bis er seinen Fuß fest auf das Wort Gottes setzte -„So spricht der HERR"!

Wenn du in deiner Bibel Lukas 1 aufschlägst, findest du sehr eindrucksvoll den Unterschied zwischen einfachem Glauben und dem Unglauben, der Zeichen sehen möchte. Als Maria die himmlische Botschaft gehört hatte, sagte sie einfach: „Es geschehe mir nach deinem Worte." Und die Antwort auf ihren Glauben lautete: „Glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!" (Verse 38 und 45).

Bei Zacharias war es anders. Als er Gabriels Botschaft gehört hatte, fragte er: „Woran soll ich dies erkennen?" Gott strafte seinen Unglauben, indem Er ihn stumm werden ließ. Sein Mund blieb geschlossen, während Marias Mund sich zum Lobpreis öffnete, Möchtest auch du, mein Leser, wie der Hauptmann von Kapernaum, zu dem Herrn Jesus sagen: „Sprich nur ein Wort!" Das genügt. „Sollte Er gesprochen haben und es nicht tun, und geredet haben und es nicht aufrecht halten?" (4. Mo 23,19). Möchte der Herr nicht zu dir sagen müssen: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so werdet ihr nicht glauben." Welches größere Wunder könnte gezeigt werden als das Wunder, das auf Golgatha gezeigt worden ist - wo der Sohn Gottes für schuldige Rebellen in den Tod ging? Kann es ein besseres Zeichen für unsere Sicherheit geben als dieses: „Der Mund des Herrn hat geredet"?

G.C.


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