Er kannte Überfluss
„… ich weiß Überfluss zu haben“ (Phil 4,12).
Im Leben Jesu war alles vollkommen, sowohl im Blick auf seine Zusammenstellung und Verbindung, als auch auf die passende Zeit. Er weinte am Grab des Lazarus, obwohl Er wusste, daß Er das Leben für den Gestorbenen in sich trug. Und obwohl Er soeben erst gesagt hatte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben”, vergoß Er doch Tränen. Die göttliche Macht in Ihm hinderte die menschlichen Sympathien nicht, frei und ungehindert auszuströmen. Und gerade diese Verschmelzung oder Vereinigung von Tugenden macht Seine moralische Herrlichkeit aus.
Jesus wußte, um den Ausdruck des Apostels zu gebrauchen, „erniedrigt zu sein und Überfluss zu haben”; Er wusste ebensowohl die Augenblicke des Wohlergehens, wenn man sie so nennen darf, wie die Zeiten des Druckes zu verwerten; denn während Er dieses Leben durchschritt, wurde Er mit beiden Zuständen bekanntgemacht.
So wurde Er auf dem Berg der Verklärung für einen Augenblick in Seine Herrlichkeit eingeführt; und das war in der Tat eine glorreiche Stunde. Er erschien dort in der Majestät und in den Würden, die Ihm gebührten. Wie die Sonne, die Quelle alles Lichts, so strahlte Sein Angesicht in überwältigendem Glanz; und ausgezeichnete Männer, wie Mose und Elias, standen Ihm zur Seite, indem sie Seine Herrlichkeit teilten und mit Ihm darin glänzten.
Als Er aber von dem Berg herabstieg, befahl Er denen, die „Augenzeugen Seiner Majestät” gewesen waren, „niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten”. Und als Er am Fuß des Berges angekommen war und die erstaunte Volksmenge zu Seiner Begrüßung zusammenlief (Mk 9,15), und Sein Antlitz ohne Zweifel noch einen, wenn auch schwachen Nachglanz der Herrlichkeit, in der Er soeben gestrahlt hatte, zur Schau trug, verweilte Er doch keinen Augenblick, um die Huldigungen der Volksmenge entgegenzunehmen, sondern wandte sich sofort wieder Seinem gewöhnlichen Dienst zu; denn Er wußte „Überfluss zu haben”, und das, ohne daß es Ihn hochmütig machte.
Er suchte nicht einen Platz unter den Menschen, sondern Er entäußerte Sich, machte Sich Selbst zu nichts und verhüllte eilig Seine Herrlichkeit, um der Diener zu sein, der gegürtet, aber nicht mit Herrlichkeit bekleidet ist.
Fragen für unser Leben:
Welche Begebenheiten fallen Dir noch ein, wo wir sehen, dass der Herr Jesus mit "Überfluss" richtig umgegangen ist?
Was bedeutet es für uns praktisch richtig mit "Überfluss" umzugehen?
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