Sein vollkommenes Reden
„Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch“ (Joh 7,46).
Die Schrift sagt: „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt“ (Kol 4,6). Unsere Worte sollten in der Tat „allezeit in Gnade” sein, so daß sie anderen zum Nutzen sind und „den Hörenden Gnade darreichen” (Eph 4,29).
Oft werden unsere Worte aber den Charakter der Ermahnung oder der Zurechtweisung annehmen, zuweilen auch in entschiedenem und strengem Ton, oder gar in Eifer und heiligem Zorn gesprochen werden; und so werden sie, wie die Schrift sagt, mit „Salz gewürzt” sein. Und wenn sie diese schönen Eigenschaften besitzen, d.h. „in Gnade” und doch „mit Salz gewürzt” sind, so werden sie davon zeugen, daß wir wissen, wie wir jedem einzelnen antworten sollen.
Er sprach zum Gewissen
Unter allen Zügen der moralischen Vollkommenheit des Herrn Jesus tritt dieser besonders deutlich hervor, dass Er einem jeden durch Worte zu begegnen wusste, die stets, mochte der Mensch sie nun hören oder das Ohr vor ihnen verschliessen, nutzbringend für die Seele waren; durch Worte, die zu Zeiten mit Salz, ja, bisweilen sogar stark mit Salz gewürzt waren. So war es z.B., wenn Er Fragen beantwortete, weniger Sein Zweck, eine genügende Erwiderung zu geben, als vielmehr das Gewissen des Fragenden zu erreichen und auf seinen Zustand einzuwirken.
Schweigen hat seine Zeit
Bei Seinem Schweigen und bei Seiner Weigerung, irgendeine Antwort zu geben, als Er am Ende Seiner Laufbahn vor den Juden oder Heiden, vor den Hohenpriestern oder vor Herodes und Pilatus stand, zeigt sich Sein Verhalten ebenso geziemend, wie wenn Er redete oder die an Ihn gerichteten Fragen beantwortete. Er legte in dieser Weise vor Gott Zeugnis ab, dass unter den Menschensöhnen wenigstens einer war, der verstand, dass es eine Zeit gibt zu schweigen, und eine Zeit zu reden.
Der richtige Ton, zur richtigen Zeit
Auch bemerkt man eine große Verschiedenheit des Tones und der Redeweise bei dem Herrn in den mannigfaltigen Umständen Seines Lebens; und diese Verschiedenheit, ob sie unscheinbar oder auffallend war, bildet einen Teil des duftenden Wohlgeruchs, der allezeit zu Gott emporstieg. Oft war das Wort Jesu sanft und lieblich, oft bestimmt und streng; bisweilen redete Er belehrend, manchmal tadelte Er mit aller Schärfe; und hier und da machte die ruhige Belehrung plötzlich einer schonungslosen Verurteilung Platz. Denn Er betrachtete und wog alle Dinge stets ab nach ihrer moralischen Bedeutung.
Matthäus 15 hat mich in ganz besonderer Weise getroffen; es lässt diese Vollkommenheit unter verschiedenen schönen und vortrefflichen Formen hervortreten. Der Herr sieht Sich dort veranlasst, der Reihe nach den Pharisäern, der Volksmenge, der armen, betrübten kananäischen Frau und Seinen eigenen Jüngern, sei es nach ihrer Unwissenheit oder nach ihrer Selbstsucht, zu antworten; und wir können bei dieser Gelegenheit sehen, wie Er - je nach Bedürfnissen - tadelt oder überführt, ruhig und geduldig lehrt oder eine schwache Seele mit Weisheit und Gnade zu erziehen trachtet. Sein unterschiedliches Verhalten ist immer der jeweiligen Situation angepasst.
Fragen für unser Leben:
Was können wir aus dem Leben Jesu praktisch für unser Reden lernen?
Was bedeutet es alle Dinge nach ihrer moralischen Bedeutung zu beurteilen?
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