2022-08-31

Tadellos und gerecht

„Gerecht bist du, HERR, und richtig sind deine Urteile.“ (Ps 119,137)

Gott ist absolut gerecht. Er handelt immer geradlinig und unparteiisch. Er tut ausnahmslos das Richtige. Man kann gut verstehen, was Gerechtigkeit ist, wenn man die fünf Buch­staben in der Mitte dieses Wortes beachtet: r-e-c-h-t. So ist es. Gott tut, was recht ist - ohne Ausnahme.

Daniel sprach überzeugend von der Gerechtigkeit Gottes:

„Bei dir, o Herr, ist die Gerechtigkeit, bei uns aber ist die Be­schämung des Angesichts, wie es an diesem Tag ist: bei den Männern von Juda und den Bewohnern von Jerusalem und dem ganzen Israel, den Nahen und den Fernen, in allen Län­dern, wohin du sie vertrieben hast wegen ihrer Untreue, die sie gegen dich begangen haben ... Und so war der HERR auf das Unglück bedacht und ließ es über uns kommen. Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut. Aber wir haben nicht auf seine Stimme gehört.“ (Dan 9,7.14)

Hier verteidigt der Prophet den Herrn in allem, was Er getan hat, auch wenn es für das Volk eine bittere Medizin war. Er sagte eigentlich: „Herr, du bist gerecht, und du hast richtig und ehren­haft gehandelt. Wir haben genau das bekommen, was wir ver­dient haben!“

Der Herr sprach:

„Berichtet und bringt (Beweise) herbei! Ja, sollen sie nicht mit­einander beraten! Wer hat dies von alters her hören lassen, schon längst es verkündet? Nicht ich, der HERR? Und sonst gibt es keinen Gott außer mir. Einen gerechten und rettenden Gott gibt es außer mir nicht!“ (Jes 45,21).

Der Herr ist ein gerechter Gott und Erlöser. Kein anderer Gott könnte sich mit Ihm vergleichen.

Paulus liebte es geradezu, sich mit der Gerechtigkeit Gottes zu beschäftigen. So erklärt er zum Beispiel in Römer 3, wie der Plan der Errettung im Evangelium ein großes Dilemma löst. Er erklärt, wie ein gerechter Gott gottlose Sünder für gerecht erklä­ren kann und dabei dennoch gerecht bleibt. Er übersieht und entschuldigt die Sünde nicht. Er bezahlt die volle Strafe für die Sünde in dem stellvertretenden Tod seines geliebten Sohnes. So kann Gott alle die rechtfertigen, die seinen Sohn als Herrn und Erlöser annehmen. Diese Lösung Gottes für das große Dilemma wird poetisch in dem Glaubenslied von Albert Midlane beschrie­ben:

Wie überaus gerecht du bist,

am Kreuz des Heilands sichtbar ist.

Dies Kreuz, o Gott, zeigt uns zugleich:

Du bist gerecht und gnadenreich.

 

Gott kann die Sünd’ nicht überseh’n  

der Sünder muss zur Hölle geh’n.

Doch an dem Kreuze seh’n wir dann,

wie Gott rechtmäßig retten kann.

 

Die Sünde trug der Heiland dort;

sein Blut wusch alle Schulden fort.

Der strengste Richter find’t nichts mehr,

und Gnade strahlt von oben her.

 

Wer glaubt, ist frei und freuet sich,

und sagt: „Mein Heiland starb für mich!“

Kann zeigen auf das Sühneblut:

„Dies machte mich gerecht und gut!“

Der Psalmist sagte in Psalm 85,11: „Gnade und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Frieden haben sich geküsst.“ Ob er es nun wusste oder nicht, so hat der Psalmist doch über Golgatha gesprochen. Dort konnte die Gnade den glaubenden Sündern ungehindert zuströmen, weil alle Forderungen der Wahr­heit erfüllt waren. Dort konnte der Frieden durch den Glauben angeboten werden, weil die Frage der Sünde zuvor gerecht gere­gelt worden war. Am Kreuz trafen sich die Eigenschaften Gottes in einer ganz besonderen Weise, um sich auf liebliche und freu­devolle Art miteinander zu verbinden.

Die Wahrheit über die Gerechtigkeit Gottes soll einen prakti­schen Einfluss auf unser Leben ausüben. Wenn Er gerecht, gerade und unparteiisch ist, so müssen wir das auch sein, ganz beson­ders deshalb, weil wir Seine Gesandten sind. Eines der Kennzei­chen eines Christen ist die praktische Gerechtigkeit (1. Joh 3,10). Wir sollen immer danach trachten, ein gutes Gewissen zu haben, das frei ist von Übertretungen gegenüber Gott und Menschen. Das bedeutet, dass wir in all unserem Tun auch gerecht handeln. Wir werden gewissenhaft und ehrlich sein; unser Wort muss uns bindende Verpflichtung sein. Wir werden alle unrechten Dinge, wie zweifelhafte Geschäfte, Einkommensteuerhinterziehung, Be­stechung, Betrug, Gesetzesübertretungen oder falsches Wiegen und Abmessen vermeiden. Wir werden unparteiisch und sein dafür sorgen, dass Gerechten wie Ungerechten Gutes von uns zuteil wird. Wir werden nicht nach dem äußeren Anschein urteilen, sondern unvoreingenommen, gerecht. Wir überhöhen die Spesenabrechnung nicht, und wenn wir zu unserem Schaden geschworen haben, so ändern wir es nicht (Ps 15,4). Das bedeutet, dass wir Abmachungen, Verträge und geschäftliche Vereinbarungen einhalten, egal, was es uns kosten mag.

Dann sollten wir auch Gottes Gerechtigkeit anbeten. Wir sollten dankbar sein, dass Er uns auf gerechte Weise errettet, uns nach unserer Errettung fortlaufend auf gerechte Weise vergibt (1. Joh 1,9), und dass Er in seinem ganzen Umgang mit uns gerecht ist. Er ist sogar gerecht, wenn Er uns leiden lässt. Es ist ein unaussprechli­cher Segen, zu wissen, dass unser Gott unendlich gerecht ist.

Gottes Gerechtigkeit wirkt sich auch auf Sein Gericht aus. Das beinhaltet ernstliche Konsequenzen für die Verlorenen. Wenn der Herr auf dem großen weißen Thron sitzen wird, wird Sein Urteil absolut gerecht sein. Sein Urteilsspruch wird auf der Wahr­heit, der ganzen Wahrheit und auf nichts als der Wahrheit beru­hen. Es wird kein Ansehen der Person geben. Sein Urteil wird die geheimen Gedanken der Menschen und ihre Sünden betref­fen, Tatsünden und Unterlassungssünden. Seine Beurteilung wird auf vollkommenem Wissen von allen Einzelheiten gegründet und völlig unparteiisch sein. Kein sündiger Mensch sollte jemals um Gottes Gerechtigkeit bitten. Wenn wir Gerechtigkeit empfangen würden, würden wir allesamt verdammt und dem Untergang geweiht sein. Was wir brauchen, ist Gnade! Nikolaus Ludwig Graf v. Zinzendorf hat es in die passenden Worte gefasst:

Christi Blut und Gerechtigkeit,

das ist mein Schmuck und Ehrenkleid,

damit will ich vor Gott besteh’n,

wenn ich zum Himmel werd’ eingehn.

W.D.


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