Überlastet Gott Seine Knechte?
Man könnte meinen, dass Gott Seine Knechte in Seinem Dienst gut ausnutze, und zwar aus folgenden Gründen:
1) Gott hat so viel für sie gegeben und getan. Obwohl es unmöglich ist, dass der gläubige Christ die empfangenen Segnungen auch nur im entferntesten durch Arbeit abgelten kann, scheint es einleuchtend, dass Gott durch die so teuer Erlösten möglichst viel Nutzen empfängt.
2) Die Ernte ist groß und der Arbeit viel.
3) Der Arbeiter sind wenige.
4) Wir leben in den letzten Tagen und die Zeit ist gedrängt.
5) Das schreckliche Los, dem alle entgegeneilen, die noch auf dem breiten Wege sind, drängt zur Arbeit.
Der Gedanke, dass Gott Seine Arbeiter reichlich beansprucht, scheint durch folgende Stellen unterstrichen zu werden: „Im Fleiße nicht säumig“ (Röm 12,11). „Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werke des Herrn, da ihr wisset, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1. Kor 15,58). „Die gelegene Zeit auskaufend“ (Eph 5,16). „Predige das Wort, halte darauf in gelegener und ungelegener Zeit; ... tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst“ (2. Tim 4,2.5). „Ihr aber, seid stark und lasset eure Hände nicht erschlaffen, denn es gibt Lohn für euer Tun!“ (2. Chr 15,7).
Aber, so kann man fragen, hat denn Gott selbst nicht am siebenten Tage geruht „von all seinem Werk, das er gemacht hatte“? Ja, „Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn; denn an demselben ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte“. Auch dem Menschen gebot Gott, dass er nach sechs Tagen Arbeit am siebenten Tage ruhen sollte. Alles hat seine Zeit, und so hat sicher auch Arbeiten seine Zeit und Ruhen seine Zeit. Bei Gott, der sich „der Gott des Maßes“ nennt (2. Kor 10,13), hat alles seine Größe und sein Maß; das lehrt uns auch deutlich die Schöpfung. Bei dem Herrn Jesus, dem vollkommenen Menschen, waren alle Eigenschaften in vollem Ebenmaß: Nicht traten einige stark hervor und andere kamen zu kurz. Und so will Gott nicht, dass Seine Knechte in ihrer Arbeit gleichsam auf- oder untergehen und zu innerer Sammlung und Besinnung keine Zeit mehr finden.
Der Dienst für den Herrn ist etwas Geheiligtes und Kostbares; er fließt aus der Gemeinschaft mit Ihm hervor. Äußere Betriebsamkeit und innere Verkrampfung haben da keinen Platz und sind dem Herrn nicht wohlgefällig. Vielmehr soll sich der Diener von oben leiten lassen und des Winkes seines Herrn gewärtig sein. Er lässt sich die Aufträge von seinem Meister geben und die Arbeit zeigen, die er tun soll. Dann geschieht alles in Ordnung und zur Verherrlichung des Herrn; gleichzeitig werden die Seelen, denen der Dienst gilt, reichen Segen empfangen.
So sind wir bei dem wichtigen Punkte angelangt, dass nur der Herr den Segen wirken kann; wir können wohl arbeiten, aber den Segen muss der Herr schenken; der eine pflanzt, und der andere begießt, aber Gott allein kann das Wachstum geben. Dieser Grundsatz ist von großer Wichtigkeit und nicht zu vereinbaren mit dem Gedanken, Gott spanne Seine Knechte bis zum Äußersten an.
Einige Schriftstellen zeigen dies klar. „Der Segen des HERRN, er macht reich, und Anstrengung fügt neben ihm nichts hinzu“ (Spr 10,22). „Wenn Jehova das Haus nicht baut, vergeblich arbeiten daran die Bauleute; wenn Jehova die Stadt nicht bewacht, vergeblich wacht der Wächter. Vergeblich ist es für euch, dass ihr früh aufstehet, spät aufbleibet, das Brot der Mühsal esset; also gibt er seinem Geliebten im Schlaf“ (Ps 127,1.2). „Ihr habt viel gesät und wenig eingebracht; ... der Lohnarbeiter erwirbt Lohn für einen durchlöcherten Beutel ... Ihr habt nach vielem ausgeschaut, und siehe, es wurde wenig; und brachtet ihr es heim, so blies ich darein. Weshalb das? spricht Jehova der Heerscharen. Wegen meines Hauses, das wüst liegt“ (Hag 1,6.9). „Prüfet mich doch dadurch, spricht Jehova der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels auftun und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß“ (Mal 3,10). Ob es sich um irdische Arbeit oder um die Tätigkeit im Werke des Herrn handelt, der Grundsatz ist stets derselbe: Der Segen Gottes allein ist entscheidend, und Er kann mühelos unsere ganze Arbeit zunichte machen.
Von dem Herrn Jesus und Seinen Jüngern lesen wir einmal, dass so viel zu tun war, dass sie nicht einmal Zeit fanden, um zu essen. Aber diese Begebenheit zeigt uns gerade, dass es nicht das Normale war, und sie mussten an einen öden Ort gehen, um ein wenig auszuruhen.
Wenn wir dies alles recht bedenken, werden wir uns vor beiden Extremen hüten, sowohl vor Trägheit als auch vor übermäßiger Tätigkeit. Die in der Überschrift gestellte Frage kann nur so beantwortet werden: Gott überlastet nie Seine Knechte, höchstens tun sie es selbst. Lasst uns daher im Dienste fleißig sein im Aufblick zu Dem, dem unser Dienst gilt und dessen Wohlgefallen zu tun immer wieder unsere Freude sein darf! Alles wird dann zu Seiner Ehre ausschlagen.
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