Wie einer, der lange krank war, wieder gesund wird
Lies Johannes 5,1-16
„Willst du gesund werden?“ (Johannes 5,6)
Jerusalem an einem Samstag. Auf dem Weg in den Tempel kommt der Herr am Teich Bethesda vorbei. An diesem Teich gab es fünf Säulenhallen, in denen jede Menge kranker Menschen lagen. Alles abgeschriebene Fälle. Kein Arzt hatte ihnen helfen können…
Und doch hofften diese Kranken, gesund zu werden. In Abständen bewegte sich das Wasser im Teich. Wer zuerst kam und ins Wasser ging, wurde gesund. Wer zu spät kam, musste warten und es bei der nächsten Gelegenheit wieder versuchen.
Der Herr kommt an diesen Ort. Er sieht die vielen Kranken dieses „Siechenheims“ daliegen. Sein Blick fällt auf einen besonders schwierigen Fall. Da liegt ein Mann, der schon 38 Jahre lang krank ist. Das ist wirklich lang. Der Herr spricht ihn an: „Willst du gesund werden?“
Was für eine Frage! Willst du gesund werden. Will das nicht jeder? Man mag es kaum glauben, aber nein, nicht jeder will gesund werden. Kranksein kann bequem sein. „Sekundärer Krankheitsgewinn“ nennt man das auch. Andere kümmern sich um mich. Ich bekomme Zuwendung und Hilfe. Möglicherweise brauche ich nicht arbeiten gehen, brauche keine Verantwortung für mein Leben übernehmen. „Ich kann nicht, ich bin krank“, ist die Devise. Wenn Krankheit zu einem Lebensstil wird, wird es gefährlich für uns Christen.
Der Kranke aus unserer Geschichte beantwortet die Frage des Herrn nicht direkt, sondern er erklärt, warum er bis heute nicht gesund ist. Er habe niemanden, der sich um ihn kümmere. Er komme allein einfach nicht schnell genug ans Wasser. Immer wenn er sich selbst hin gequält habe, sei er zu spät. Armer Mann. Gefangen in Selbstmitleid. Sein Leben ist sein Krankenbett. Keiner hilft ihm. Ich frage mich warum? Hatte man ihn aufgegeben, weil er sich nicht wirklich helfen ließ?
Dann kommt das heilende Wort des Herrn: „Steh auf, nimm dein Bett auf und geh umher!“ Er soll aktiv werden, aufstehen und sich bewegen, Verantwortung für sein Leben übernehmen. Das Bett, Sinnbild seiner Erkrankung, wird zum Zeichen seiner Gesundheit. Es trägt nicht mehr ihn, sondern er trägt das Bett.
„Willst du gesund werden?“ Für manchen mag das bedeuten, dem Ruf des Herrn zu folgen: „Steh auf, nimm dein Bett auf und geh umher.“ Übernimm Verantwortung für dein Leben und ruhe dich nicht auf deiner Krankheit aus. Dem Ruf des Herrn zu folgen wird dir helfen, wieder „auf die Beine zu kommen“. Er gibt dazu die Kraft!
Und für alle anderen, die wirklich nicht können, gibt es die vielen ermutigenden Zusagen Gottes, der sich erbarmt und die Last einer Erkrankung mitträgt (Ps. 68,20).
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