2019-04-25

Ziehe mich!

„Ziehe mich dir nach, so laufen wir!“ (Hohelied 1,4)

Herr, ich möchte gern zu dir kommen, aber gleich Mephiboseth bin ich an beiden Füßen lahm. Ich möchte gern zu dir hinfliegen; aber wenn ich überhaupt je Flügel gehabt habe, so sind sie zerbrochen. Ich kann nicht zu dir kommen. Ich liege wie tot und völlig kraftlos da. Es ist eine milde, huldvolle, aber mächtige Erweisung der göttlichen Kraft, die ich nötig habe und erflehe. Ich sage nicht: „Treibe mich!“, sondern: „Herr, ziehe mich!“ Ich sage nicht: „Wirf mich hierhin und zwinge mich, dorthin zu gehen!“, sondern: „Herr, komme und ziehe mich!“ Während du mich ziehst, bleibt mir die Freiheit zu laufen; ziehe mich, wir werden dir nachlaufen.

Wir haben nicht mehr nötig, von neuem geboren zu werden; an uns, die wir an Christus glauben, ist dieses Wunder bereits geschehen. Wir bitten nicht um Vergebung und Rechtfertigung; als Gläubige besitzen wir diese unschätzbaren Gaben schon. Was wir nötig haben, ist das Wirken des Heiligen Geistes, uns näher zu Christus zu bringen, und darum rufe ein jeder den Herrn an: „Ziehe mich!“ Wir sind nicht tot; wir sind auferweckt und lebendig gemacht worden; unsere Trauer darüber, dass wir nicht so nah zu Christus kommen können, wie wir es gern möchten, beweist, dass wir lebendig sind.

Beachtet, dass dieser Vers sagt: „Ziehe mich dir nach, so laufen wir!“ Mir gefällt der Wechsel der Fürwörter. Es ist, als ob ich beten sollte: „Herr, ziehe mich! Ich bin unter deinen Kindern in dieser Versammlung das schwerfälligste; aber ziehe mich. Wir wollen dir nachlaufen. Alle meine Brüder und Schwestern werden sogleich laufen, wenn du mich ziehst. In himmlischen Dingen sei schnell, meine Seele! Langsames Vorwärtskommen ist nur in deinem weltlichen Beruf erlaubt. Aber deinem Herrn musst du nachlaufen!“

C.H.S.


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