Durch Glauben oder durch Schauen wandeln?
„Und ihr tratet alle zu mir und spracht: Lasst uns Männer vor uns hersenden, dass sie uns das Land erforschen und uns Bescheid bringen über den Weg, auf dem wir hinaufziehen, und über die Städte, zu denen wir kommen sollen“ (5. Mo 1,22).
Die Aussendung der Kundschafter war ein vollständiger Fehlschlag und brachte nur Enttäuschungen. Es konnte nicht anders sein, da ihre Sendung eine Folge des Unglaubens war. Allerdings sagte Mose, indem er sich zu dem niedrigen Zustand des Volkes herabließ und dem Plan zustimmte: „Und die Sache war gut in meinen Augen; und ich nahm aus euch zwölf Männer, je einen Mann für den Stamm“. Aber dies beweist durchaus nicht, daß der Plan auch den Gedanken Gottes entsprach. Gott kann uns in unserem Unglauben entgegenkommen, selbst wenn Er dadurch betrübt und verunehrt wird. Aber Er hat Seine Freude nur an einem ungekünstelten Glauben.
Solch ein Glaube räumt Gott den Platz ein, der Ihm gebührt. Wenn daher Mose zu dem Volk sagt: „Siehe, der HERR, dein Gott, hat das Land vor dich gestellt; ziehe hinauf, nimm in Besitz, so wie der HERR, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat; fürchte dich nicht und verzage nicht!“ - so hätten sie besser beantworten sollen: „Hier sind wir, führe uns, allmächtiger Herr! Führe uns zum Siege! Du bist genug. Haben wir Dich zum Führer, so folgen wir mit freudigem Vertrauen. Schwierigkeiten sind kein Hindernis für Dich, und darum auch nicht für uns. Wir brauchen allein Dein Wort und Deine Gegenwart.“
Das wäre die Sprache des Glaubens gewesen. Aber Israel sprach anders. Gott war nicht genug für sie. Sie waren nicht zufrieden mit dem, was Er ihnen von dem Land gesagt hatte. Sie wollten Kundschafter senden. Der Mensch versucht alles andere, bevor er auf den lebendigen Gott vertraut. Und doch ist nichts gesegneter als ein Leben des Glaubens. Der Glaube muß Wirklichkeit sein und nicht ein totes Bekenntnis. Es ist zwecklos, von einem Leben aus Glauben zu reden, wenn man im geheimen auf menschlichen Stützen ruht. Der Gläubige hat es ausschließlich mit Gott zu tun. In Ihm findet er alle seine Quellen. Das heißt nicht, daß er die Werkzeuge, die Gott nach Seinem Ermessen gebraucht, gering achtet. Er schätzt sie als die Mittel, die Gott zu seiner Hilfe und zum Segen für andere benutzt. Aber er stellt sie nicht an den Platz, der allein Gott zukommt. Seine Sprache ist: „Nur auf Gott vertraut still meine Seele, von ihm kommt meine Rettung“ (Ps. 62,1).
Es liegt eine besondere Kraft in dem Wörtchen „nur“. Es erforscht das Herz von Grund auf. Wenn wir etwas von einem Geschöpf erwarten, so haben wir uns schon von dem Leben aus Glauben entfernt. Außerdem bringt es Enttäuschungen aller Art mit sich. Menschliche Stützen zerbrechen, und menschliche Hilfsmittel versagen. Wer aber auf den Herrn vertraut, wird nie beschämt und nie zu kurz kommen. Hätte Israel auf den Herrn vertraut, statt Kundschafter auszusenden, so hätte die Sache eine andere Wendung genommen. Aber sie wollten Kundschafter aussenden, und alles endete für sie in einem erniedrigenden Fehlschlag.
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