2020-08-13

Ein sterbender Soldat

„Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16)

Als Feldgeistlicher wurde ein Missionar viele Male an die Seite von schwerverwundeten Soldaten gerufen, oft auch in der Nacht. Eines Tages hatte es ein besonders schweres Gefecht gegeben. Er hatte den ganzen Tag bis in die späten Nachtstunden versucht, verwundete Soldaten zu trösten, und dafür gesorgt, dass die Toten weggebracht wurden. Sein Herz war voll Mitleid bei den vielen lieben jungen Leuten, die verwundet worden waren. Er war bedrückt, wenn er an die große Zahl derer dachte, die gefallen waren, und er fragte sich, wie viele von ihnen wohl Christus als ihren Heiland erkannt hatten.

Zuletzt an diesem besonderen Tag fühlte er Sich frei, ein wenig zu schlafen. Gerade als er Sich hinlegte, bat ihn ein Soldat, den der Sergeant schickte, sogleich mitzukommen. Ein verwundeter Soldat läge im Sterben. Dieser wolle wissen, wie er errettet werden und Sich bereitmachen könne, um Gott zu begegnen.

Der Feldgeistliche eilte zu dem betreffenden Schützengraben, wo der sterbende Soldat lag. Als er Sich neben ihn hinkniete, hörte er ihn mit schwacher Stimme sagen: „Kaplan, können Sie mir sterben helfen?"

Darauf erwiderte er: „Lieber Freund, ich wäre glücklich, dir sterben zu helfen, wenn ich es könnte. Ich wäre sogar bereit, dich auf meinen Schultern in den Himmel zu tragen, wenn ich das könnte. Aber das kann ich nicht. Ich will dir aber von dem Einen erzählen, der es kann."

„Wer ist das?" fragte der Soldat leise.

Der Missionar erzählte ihm sodann, dass dieser Mann der Heiland ist, der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Der Missionar, der noch immer neben dem armen Soldaten kniete, las ihm nun langsam und deutlich aus dem Evangelium des Johannes Kapitel 3 Vers 16 vor: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.

Der Soldat heftete den Blick fest auf das Gesicht des Missionars. Es schien, als würde jedes Wort in sein armes Herz eindringen. Dann sagte er leise: „Bitte, lesen Sie diese Worte noch einmal: „damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe".

Als der Missionar die Worte langsam noch einmal vorlas, unterbrach ihn der sterbende Soldat plötzlich: „O, halt! Stehen diese Worte wirklich da?"

„Ja, gewiss", versicherte der Missionar, „und sie Sind Gottes eigene kostbaren Worte." 

„Bitte, lesen Sie sie noch einmal! Wiederholen sie das bitte!" flehte der Soldat.

Also las er sie ein drittes und ein viertes Mal. Der Soldat faltete die Hände auf seiner schwer verwundeten Brust. Der Missionar las weiter und weiter, aber lange bevor er aufhörte, hatte der sterbende Mann seine Augen geschlossen.

Plötzlich öffneten Sich seine Augen wieder. Der ängstliche Ausdruck auf dem Gesicht des sterbenden Soldaten hatte Sich verändert in ein friedevolles Lächeln. Die Furcht vor dem Tod war geschwunden. Als der Missionar Sich über ihn beugte, konnte er seine ausgetrockneten Lippen schwach flüstern hören: „Jeder, der an ihn glaubt, geht nicht verloren, sondern hat ewiges Leben."

Wieder schlossen Sich seine Augen eine Zeitlang, und nach einer kurzen Pause öffneten sie sich. Indem er den Blick auf das Gesicht des Missionars richtete, flüsterte er: „Das ist alles, was ich brauche." Im nächsten Augenblick war er zum Herrn heimgegangen.


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