Das Gebet für Trauernde
„Freut euch mit den sich Freuenden, weint mit den Weinenden.“ (Römer 12,15)
„In Trübsal harrt aus, im Gebet haltet an.“ (Römer 12,12)
Der Sohn der Witwe, bei der sich Elia aufhielt, war nun gestorben. Beim letzten Mal hatten wir schon gesehen, was diese Prüfung für die Witwe und für Elia bedeutete. Elia sollte lernen, noch mehr auf Gott zu vertrauen. Für ihn war es eine Vorbereitung auf seinen Dienst.
Bei der Witwe war der Grund etwas anders. Aus ihren Worten wird deutlich, dass sie durch den Tod ihres Kindes an Sünden in ihrem Leben erinnert wurde. Auch das kann ein Grund dafür sein, dass Gott uns Leiden schickt.
Allerdings bedeutet das natürlich nicht, dass jedes Mal, wenn jemand in unserem Umfeld stirbt, das automatisch bedeutet, dass bei uns etwas nicht in Ordnung ist. Aber wir können uns zumindest mal die Frage stellen, ob Gott uns dadurch etwas sagen möchte.
Die Witwe ist Elia ziemlich hart angegangen. Sie hat ihn für den Tod des Jungen verantwortlich gemacht. Doch Elia gibt ihr keine gereizte, beleidigte oder bittere Antwort. Er sah, dass sie total aufgewühlt war und großer innere Not hatte. Er reagiert sanftmütig und sagt ganz ruhig:
„Gib mir deinen Sohn her.“ Wir können daraus lernen, dass wir bei Menschen, die am leiden sind, nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sollten. Im Buch Hiob steht: „Dem Verzagten gebührt Milde von seinem Freund, sonst wird er die Furcht des Allmächtigen verlassen“ (Hiob 6,14). Das sollte man unbedingt beachten, wenn man mit Gläubigen spricht, die durch schwere Zeiten gehen!
Was tut Elia dann? Er nimmt das Kind, bringt es in das Obergemacht, in dem er wohnte, und legt es auf sein Bett. Obwohl alles hoffnungslos verloren scheint, resigniert er nicht. Stattdessen ruft er zum Herrn: „HERR, mein Gott, hast du gar an der Witwe, bei der ich mich aufhalte, übel getan, ihren Sohn zu töten?“ (1. Kön 17,20)
Elia sieht also hinter dem Tod des Kindes die Hand Gottes. Er wusste, dass es nicht zufällig geschehen war. Wie es mal im Propheten Amos heißt: „Geschieht ein Unglück in der Stadt, und der HERR hätte es nicht bewirkt?“ (Amos 3,6).
Es ist für uns ein großer Trost, zu wissen, dass wir keinem zufälligen Schicksal überlassen sind, sondern dass Gott über allem steht und das nichts geschieht, was Er nicht zulässt oder sogar bewirkt.
Elia betet nicht oberflächlich, sondern er ruft mit einer tiefen Sehnsucht zu dem Herrn. Sein Mitgefühl für die Witwe führte ihn zu diesem starken Verlangen. Das finde ich so beeindruckend bei diesem Propheten.
Einerseits konnte er mit großem Ernst mutig einem gottlosen König entgegentreten und ihm Gericht ankündigen. Und andererseits hat er tiefes Mitgefühl mit einer armen Witwe. Er betet intensiv für eine ganze Nation, damit sie zu Gott umkehrt. Aber er betet auch mit tiefer Sehnsucht für einen Jungen, damit er wieder zum Leben erwacht.
Artikelreihe: Lektionen aus dem Leben Elias
Gott schickt Prüfungen – zur Vorbereitung und zum Selbstgericht Das inbrünstige Gebet eines GerechtenVorheriger Artikel Nächster Artikel