2021-06-25

Der Gott der Ermunterung (1)

Gott sei gepriesen, dass Er uns, so viele wir von Herzen an den Herrn Jesus glauben, in Ihm ein vollkommenes und ewiges Heil erworben und geschenkt hat! Wir besitzen nun Frieden mit Gott und haben Zugang zu der Gnade, in welcher wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Röm 5,1.2). „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale“ (V. 3). Auch sie sollen uns Segen bringen. „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus“ (V. 11). So haben wir also einen dreifachen Ruhm. Aber der höchste Ruhm ist eben der, daß Gott selbst unser ist, daß wir uns Seiner rühmen können. Höher konnte Gott uns nicht erheben, reicher konnte Er uns nicht machen! Ja, Gott ist nun unser Gott und Ruhm.

Und dieser Gott, „der unser Gott ist immer und ewiglich“ (Ps 48,14), ist durch den Herrn Jesus nun unser Vater geworden. „Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm 8,16). Weiter belehrt uns die Heilige Schrift, dass der „Gott der Herrlichkeit“ (Apg 7,2) auch der „Gott des Ausharrens und der Ermunterung“ (Röm 15,5), der „Gott der Hoffnung“ (V. 13), der „Gott des Friedens“ (V. 33), der „Gott der Liebe und des Friedens“ (2. Kor 13,11), der „Gott alles Trostes“ (2. Kor 1,3), der „Gott des Maßes“(2. Kor 10,13) und der „Gott aller Gnade“ (1. Pet 5,10) ist.

Es ist tröstlich und stärkend, sich dieser gesegneten Wesenszüge zu erinnern. Gottes Wort gibt uns auch zahlreiche Beispiele, die uns zeigen, daß Gott sich entsprechend Seinem Namen bei den Seinen auf ihrem Lebensweg geoffenbart und verherrlicht hat, und dies auch schon im Alten Bunde. Betrachten wir denn zu unserer Erbauung zu Anfang eines neuen Jahres, das dunkel und ernst vor uns liegt, eines dieser Beispiele. Wir denken an die Begebenheit, als Gott sich in dunkler, ernster Zeit in Israel als „Gott der Ermunterung“ an Seinem treuen Zeugen Elia erwiesen hat.

Ja, auch Elia, dieser mutige und heldenhafte Diener Gottes, war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie auch wir. Auch er konnte verzagt werden (1. Kön 19). So groß seine Kraft auch war, die er bis dahin als der unerschrockene Zeuge vor dem götzendienerischen König Ahab, vor den Baalspriestern auf dem Berge Karmel und vor dem ganzen abtrünnigen Volke offenbarte, so war er von Natur doch schwach wie wir. Er fand seine Kraft und Stärke nur in Gott und besaß sie auch nur, solange er auf Ihn blickte und in Ihm ruhte. Wundern wir uns darum nicht über seinen Fall und seine Verzagtheit, dass er, als er nach seinem Sieg und dem Gericht über die Baalspriester von Gott abblickte, vor den Drohungen der Isebel gebeugt und lebensmüde in die Wüste floh! Wundern und freuen wir uns vielmehr darüber, dass Gott als der „Gott der Ermunterung“ ihn wiederherstellte und ihn aufzurichten wusste!

Wir lesen: „Und als er das sah, machte er sich auf und ging fort um seines Lebens willen und kam nach Beerseba, das zu Juda gehört; und er ließ seinen Knaben dort zurück. Er selbst aber ging in die Wüste, eine Tagereise weit, und kam und setzte sich unter einen Ginsterstrauch. Und er bat, dass seine Seele stürbe, und sprach: Es ist genug; nimm nun, Jehova, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter“ (1. Kön 19,3.4).

Wenn diese Klage und Verzagtheit des gebeugten Mannes uns zeigt, dass das Herz des Menschen arglistig ist und verderbt oder, wie Luther übersetzt, „trotzig und verzagt“ (Jer 17,9), so offenbart sich aber auch bei dieser Gelegenheit, dass Gottes Herz voll innigen Mitgefühls, voll Langmut und Güte ist. Zunächst schenkt Er ihm einen erquickenden Schlaf. Alsdann fordert Er ihn durch einen Engel auf, sich durch Speise und Trank zu stärken, die Er schon für ihn bereitgestellt hatte. Ja, Er fordert ihn zum zweiten Male auf: „Stehe auf, iss! Denn der Weg ist zu weit für dich“ (V. 7).

Wie gut ist es, dass der Herr den Weg, den ganzen Weg, den wir zu gehen haben, besser kennt als wir und dass Er uns verheißt: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Mt 28,20)! Für diesen ganzen Weg verheißt und gibt Er uns, wie wir wissen, die nötige Kraft: „Er gibt dem Müden Kraft, und dem Unvermögenden reicht er Stärke dar in Fülle“ (Jes 40,29). Sollte Er aber, der den Weg des Elia kannte und ihn dazu durch die ihm geschenkte Wegzehrung reichlich stärkte, nicht auch wissen, wie weit noch unser Weg ist bis zum Ziel? Und sollte Er nicht auch in dem neuen Jahre das nötige Licht und die Kraft verleihen, um getrost und gestärkt den Weg zu gehen, den Er uns gehen heißt? Ganz gewiss!

Kein Wort des Vorwurfs hören wir Gott an Seinen Diener richten, der nun, nachdem er noch kurz zuvor als unerschrockener Zeuge für Ihn eingetreten war, ganz verzagt zu Boden liegt und ruft: „Es ist genug; nimm nun, Jehova, meine Seele.“ Gott wusste, dass es noch nicht genug war, was Sein Knecht gelernt und auch geleistet hatte. Er allein hat ja unseres Lebens Länge zu bestimmen und auch dessen Aufgabe, Zweck und Ziel. Aber, wie schon gesagt, Gott wirft Seinem Knecht nichts vor, demütigt ihn auch nicht durch die Erinnerung an all das, was Er ihm in Seiner Huld und Güte in früheren Tagen gewesen war, sei es am Bache Krith oder im Hause der Witwe in Zarpath, und wie Er seine Gebete um Dürre und um Regen so wunderbar erhört und ihm Zeugenmut verliehen hatte vor den Feinden. Nein, Er dachte jetzt nur daran, Seinen verzagten Diener wieder aufzurichten und zu ermuntern.

Hat Er nicht auch uns schon oft in der gleichen Weise als der „Gott der Ermunterung“ aufgerichtet und durch Seine Milde beschämt und auch geheilt? Ja, wir müssen Ihn preisen und Ihm von Herzen dafür danken. Wie oft haben wir in gleicher Weise, wenn wir verzagt und niedergebeugt waren und ähnlich wie Elia unter dem Ginsterstrauch geseufzt hatten: „Es ist genug“, Gott als den „Gott der Ermunterung“ erfahren dürfen!

 

Unbekannt


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