Der Gott der Ermunterung (2)
Gott, „der die Niedrigen tröstet“, wie es der Apostel Paulus erfuhr und uns bezeugt (2. Kor 7,6), wusste auch Elia aufzurichten, und Er weiß auch uns immer wieder neu zu beleben und zu trösten. Den müde gewordenen Hebräern wird zugerufen: „Denn Gott ist nicht ungerecht, eures Werkes zu vergessen und der Liebe, die ihr gegen seinen Namen bewiesen, da ihr den Heiligen gedient habt und dienet“ (Heb 6,10). Gott weiß stets größere Gnade darzureichen. Hatte Er Seinen treuen Knecht in der Vergangenheit so viel Herrliches erleben lassen, so sollte er, der inmitten der Feindschaft der Welt müde geworden war, noch Herrlicheres erleben: Er sollte lebend mit feurigen Wagen und Rossen in den Himmel aufgenommen werden.
Wir, die Gläubigen der Endzeit, haben die Hoffnung, ähnliches zu erleben. Harren wir darum noch ein wenig aus! Wir haben den Ruf des Herrn gehört: „Ich komme bald!“ Wir dürfen dem Kommen des Herrn täglich entgegensehen. Er kann schon heute kommen, um uns in einem Nu, in einem Augenblick, zu entrücken, damit wir allezeit bei Ihm seien, dort im Vaterhaus, wo Er uns eine Stätte bereitet hat.
Während wir nun hier auf den Herrn warten, gibt es für uns noch manches für unsere Herzen zu lernen, und es gilt auch, noch so manchen Auftrag auszuführen, den Er uns erteilt. So war es auch bei Elia. Gott führte ihn an den Berg Horeb. So weit hatte Elia wohl nicht zu gehen gedacht, als er vor Isebel in die Wüste floh. Aber dort am Horeb, wo Gott sich mit Seinem Knechte Mose einst unterhalten und an ihm Seine Güte und Seine Herrlichkeit hatte vorüberziehen lassen, da wollte Er nun auch mit Seinem Diener Elia in der Stille reden, ihn unterweisen und segnen. Dort am Horeb hatte Mose sich seiner Zeit in treuer Fürbitte bei Jehova für das Volk Israel verwandt, dass Er es wegen seines Götzendienstes, wegen des goldenen Kalbes, nicht vernichten möge. Soweit wie Mose war aber Elia innerlich noch nicht. Im Gegenteil, er war nicht nur entmutigt und verzagt, er klagte das Volk auch voll Bitterkeit vor Jehova an. Zweimal sagte er: „Ich habe sehr geeifert für Jehova, den Gott der Heerscharen; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwerte getötet; und ich allein bin übriggeblieben.“ Er rühmt sich also in seiner Bitterkeit seiner Treue vor Jehova und glaubt als Sein einziger Zeuge übriggeblieben zu sein.
Ohne Frage hätte Elia es in seinem gegenwärtigen Herzenszustand nicht ungern gesehen, wenn Jehova im Sturm, im Erdbeben oder im Feuer herniedergefahren wäre, um Ahab, Isebel und das ganze götzendienerische Volk im Gericht zu zerschmettern, wie hier die Berge und die Felsen. Aber Jehova war nicht in dem Winde, nicht in dem Erdbeben und nicht in dem Feuer. Jehova gedachte vielmehr in Gnaden Seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob und handelte in Gnaden mit Seinem Volke. Wir lesen: „Nach dem Feuer kam der Ton eines leisen Säuselns.“ Nun erst lesen wir auch, dass Elia sein Angesicht mit seinem Mantel verhüllte, hinausging und sich an den Eingang der Höhle stellte vor Gott. Hier spricht nun Gott mit ihm. Das hatte Er zwar schon vorher mit ihm getan, aber jetzt tut Er es gleichsam von Angesicht zu Angesicht.
Wie lehrreich ist dies doch alles auch für uns heute! Auch wir sollen in diesen letzten, ernsten Tagen „ohne Zorn und zweifelnde Überlegung“ fürbittend „heilige Hände“ für alle Menschen um uns her zu Gott erheben. Dann bewundern wir Gott auch in Seiner großen Langmut und Gnade, wie Er da und dort durch die Wirksamkeit Seines Heiligen Geistes, durch den „Ton eines leisen Säuselns“, noch immer einzelne Seelen erweckt und errettet, ehe das Endgericht kommt.
Über Ahabs Haus und über das ganze abtrünnige Volk musste das Gericht kommen. Deshalb bekam Elia den Auftrag, Hasael zum König über Syrien und Jehu zum König über Israel zu salben. So ziehen sich auch heute sichtlich die Wolken über der Welt zusammen zum Endgericht.
Wenn auch Elia als Prophet abtreten muss, so bekommt er doch noch einen großen Auftrag: Er darf Elisa salben, um an seiner Stelle das Werk des Herrn zu treiben. So sorgt Gott, als der Herr der Ernte, auch in schweren Tagen nicht nur für die Ermunterung der Seinigen, sondern auch immer wieder neu für Sein Werk, solange die Gnadenzeit währt. Auch heute dürfen wir noch sehen, dass Er neue Arbeiter in Seine Ernte sendet und Sünder errettet, indem Er in Gnaden Sein teures Wort segnet.
Elia hatte einen weiten Weg bis zum Berge Horeb zu gehen, aber der Weg war nicht vergeblich. Der „Gott der Ermunterung“ begegnete ihm dort, stillte seine Seele, richtete sein Herz auf und führte ihn zurück in Seine gesegnete, glückselige Gemeinschaft. Wahrlich, ein reicher Gewinn!
Du erquickst und stärkst die Müden,
machst getrost der Schwachen Herz,
leitest sie in Deinem Frieden,
leitest sie durch Kampf und Schmerz.
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