Der Weg, auf dem man zu einem Überwinder wird
Jesus hat als Lamm überwunden, nicht als Herr des Himmels und der Erde, der da spricht, und es geschieht, der gebietet, und es steht da. Als Lämmer sandte er seine Jünger unter eine gottentfremdete und gottfeindliche Welt hinaus, um sie zu überwinden - und sie überwanden sie.
Als Jakob auf den Boden kam, überwand er und wurde ein Israel. Schwach sein heißt nicht straucheln und fallen, sondern heißt hilflos, wehrlos sein, heißt nichts sein und nichts können, und so wird der Kraft Gottes Raum gemacht. In 1. Korinther 1,25 sagt Paulus: „Das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.“ Das Schwache wird Gott zugeteilt. „Wenn ich unterliege, so hilft er mir“ (Psalm 116,6 - Luther), sagt David. Gott tritt immer auf die Seite der Unterliegenden. Es gibt auch ein heiliges Unterliegen. Es gibt ein Unterliegen vor Gott und ein Unterliegen um Gottes willen, und das ist heilig.
Maria erlag vor ihrer Schwester Martha. Sie ertrug den Tadel. Hanna unterlag vor Peninna. Sie ließ sich peinigen. Jesu ganzes Leben war von dem ersten Tage seiner Geburt bis zum Tod am Kreuz nichts anderes als ein Unterliegen, aber ein Unterliegen um Gottes willen, das aber Schritt für Schritt den Sieg auf seiner Seite hatte. Darum war Gott so mächtig auf seiner Seite und half ihm. Und so erlangte er einen Sieg nach dem anderen. Und wo er am tiefsten hinabstieg, da erlangte er den herrlichsten und vollkommensten Sieg. Mit angenagelten Händen und Füßen, aber mit einem Herzen voll Gehorsam hat er Sünde, Welt und Hölle überwunden, wie gesagt ist: Lammesnatur hat die Hölle bezwungen; Löwennatur machte dich schwach wie ein Lamm, Stark für das Leiden, zu schweigen am Stamm!
Auf dem Berge Zion, auf dem er als der Verachtetste und Unwerteste unterlag, sieht ihn Johannes als Sieger stehen, mit der Frucht seines Todes an seiner Seite, 144.000, welche seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihrer Stirne geschrieben haben. Da, wo du heute um seinetwillen unterliegst, wirst du früher oder später eine Siegesfrucht erhalten. Als Joseph in den Kerker gehen musste und Daniel den Löwen preisgegeben wurde und seine Freunde in den Feuerofen geworfen wurden, sahen sie nicht aus wie Überwinder, und doch waren sie solche. Hier war „das Schwache Gottes“ stärker als die Menschen, stärker als ein Königreich von 120 Ländern. Und was sah man dort im Garten Gethsemane, vor dem Hohen Rat, vor Pilatus, in den Händen der Kriegsknechte und am Kreuze?
„Das Schwache Gottes“, das stärker war als alle Menschen, ja stärker als die ganze Hölle. Im 11. Kapitel des Hebräerbriefes sind uns, wie bekannt, die Glaubenshelden gezeigt. Der erste hat durch den Haß seines Bruders sein Leben lassen müssen, und von den letzten lesen wir: „Sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, durchs Schwert getötet, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach, sind umhergeirrt in Wüsten und Gebirgen, in Klüften und Höhlen der Erde.“ Sind das Helden?! Ja - nach dem Urteil Gottes. Und von diesen Helden wird gesagt: „Sie haben aus der Schwachheit Kraft gewonnen.“ (Vers 34). Was heißt das?
Durch Leiden wurden sie vollkommen, zu leiden; durch Ertragen stark, zu tragen: durch Unterliegen geübt, zu siegen. Jesus hat drei Jahre lang den Judas getragen und konnte vom Kreuze herab sagen: „Vater, vergib ihnen!“ Er trug zunächst die Verkennung in seinem eigenen Haus und anschliessend die Verkennung des ganzen Volkes. So ward aus dem Lamm ein Löwe.
O Gotteslamm, das siegreich überwunden
Und Löwenkraft empfing als hilflos Lamm!
Ach, dass im Lebensbuch ich werd‘ erfunden,
Zieh du mit Überwinderkraft mich an!
Ich möcht‘ in Schwachheit deine Stärke sehn
Und siegesfroh den Weg des Lammes gehn!
Artikelreihe: Der Weg dem Lamme nach
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