Gebt – und es wird euch gegeben werden
Wir geben weiter und bekommen noch mehr. Aber unsere Mittel nehmen ab, wenn wir sie nur für uns selbst horten. Das ist ein biblisches Paradox, das unseren Glauben herausfordert: Salomo sagt: „Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr; und einer, der mehr spart, als recht ist, und es ist nur zum Mangel“ (Spr 11,24). Diesen Grundsatz schauen wir uns jetzt - auch anhand von einigen Beispielen aus dem praktischen Leben - mal etwas genauer an.
Die Menschen handeln im Allgemeinen nach dem Grundsatz: Je weniger ich von meinem Einkommen weggebe, umso mehr bleibt für mich. Das ist das Normale - und im natürlichen Alltag muss man auch so rechnen.
Aber sobald es darum geht, freiwillig und mit einer guten Motivation für das Werk des Herrn zu geben oder für Menschen, die Bedürfnisse haben, dann gelten auch andere Gesetze. Dann kommt sozusagen eine göttliche Mathematik zum Tragen, bei der es sein kann, dass, wenn man etwas weggibt, man später nicht weniger, sondern mehr hat. Wie ist das möglich? Weil Gott jetzt in die Rechnung miteinbezogen wird. Wenn jemand aus Liebe zu Gott Opfer bringt, der wird erleben, dass der Herr Hingabe nicht unbelohnt lässt - denn Gott lässt sich nichts schenken!
Jesus Christus hat Seinen Jüngern gesagt: „Gebt, und es wird euch gegeben werden. Ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben“ (Lk 6,38). Glauben wir das heute eigentlich noch? Es geht mir überhaupt nicht darum, irgendein Wohlstandsevangelium zu predigen oder die Illusion zu verbreiten, dass wir reich werden, wenn wir viel für den Herrn geben. Mir geht es darum, dass wir uns mal aufrichtig die Frage stellen, ob wir Gott auch hinsichtlich solcher Zusagen noch beim Wort nehmen und uns im Glauben auf das stützen, was Er uns versprochen hat.
Georg Müller, der Waisenvater von Bristol, konnte am Ende seines Lebens im Blick auf diese Stelle bezeugen: „Ich habe 50 Jahre durch die Gnade Gottes nach diesen Prinzipien gehandelt, und ich kann nicht sagen, wie groß die Fülle des geistlichen Segens war, die ich dadurch erhielt, indem ich darauf ausgerichtet war, freudig zu geben - und Gott ließ es mir gelingen. Die geliebten Heiligen berauben sich selbst eines wunderbaren Segens, wenn sie handeln, als wären sie Eigentümer und nicht Verwalter.“
Da ist viel Wahres dran. Manchmal liegt es daran, dass wir egoistisch sind und manchmal fehlt uns einfach der kindliche Glaube, der Gott und Seinen Zusagen vertraut. Dazu mal ein Beispiel:
Ein Vater gab seinem Jungen einmal einen halben Dollar und sagte ihm, er könne damit tun, was er wolle. Als er seinen Jungen später fragte, was er mit dem Geld gemacht hätte, sagte der Junge, dass er das Geld jemandem geliehen hat.
„Bist du sicher, dass du es zurückbekommst?“‚ fragte der Vater. „Ja, ich habe das Geld einem armen Bettler gegeben, der hungrig aussah!“ „Dann wirst du es niemals zurückbekommen!“ Die Antwort des Jungen war: „Aber Papa, ich habe die beste Garantie. — Die Bibel sagt doch: Wer den Armen gibt, leiht dem Herrn!“
Der Vater war als Christ darüber so erfreut, dass er seinem Sohn nochmals einen halben Dollar gab. „Siehst du!“, sagte der Junge, „habe dir ja gesagt, dass ich ihn wiederbekomme. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell sein würde!“ Natürlich kann man darüber schmunzeln. Doch ich glaube, wenn wir mehr Barmherzigkeit hätten und mehr mit so einem kindlichen Glauben handeln würden, dann würden wir auch mehr Glaubenserfahrungen machen.
Der Bibelausleger Mackintosh hat mal treffend gesagt: „Der Christ sollte sich stets als Kanal betrachten, durch den sich die vielfältige Gnade Christi zum Besten einer hilfsbedürftigen Welt ergießen will, und je reichlicher er austeilt, umso reichlicher wird er empfangen.“
Artikelreihe: Segensreich säen und ernten
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