Jonathan (2) – Wenn ein Jüngling mit Gott handelt
Jonathan hatte einen so guten Ruf, dass das Volk von ihm sprach: „Denn er hat mit Gott gehandelt an diesem Tage" (1. Sam 14,45). „Mit Gott zu handeln", ist wirklich eine große Sache, welche nicht verwechselt werden darf mit dem Begriff „für Gott zu handeln". Mit Gott zu handeln, bedeutet, mit Gott in jedem Augenblick eines Sinnes zu sein und auf dem von Gott gewollten Wege für Gott zu wirken, wie Gott wirken würde.
Dieses Wirken können wir besonders anschaulich in der Apostelgeschichte erkennen, und es ist das Geheimnis des geistlichen Erfolges. Ein Wandel mit einer derartigen Erkenntnis und Einsicht ist die Frucht einer Herzensübung vor Gott und kann niemals anders erworben werden. Jonathan war über die Zustände in Israel sehr bekümmert. Man kann keinen Zweifel daran haben, dass er, durch seine Gebete gestützt, eines Tages zu seinem Waffenträger sagen konnte: „Komm und laß uns hinübergehen zu der Aufstellung der Philister, die dort drüben ist" (1. Sam 14,1).
Es war ein Schritt des Glaubens. Nur zwei Mann mit einem einzigen Schwerte bei sich gingen zum Angriff auf einen mächtigen Feind über, welcher auf felsigen und praktisch unzugänglichen Höhen lagert. „Seinem Vater aber tat er es nicht kund." Bei Jonathan bestand kein besonderer Wunsch, etwas zu verstecken, aber Menschen ohne Glauben sind eher geneigt, Menschen mit Glauben zu entmutigen und ihnen ein Hindernis zu sein.
David würde niemals im Terebinthental Goliath gegenübergetreten sein, wenn er auf Sauls Worte gehört hätte: „Du vermagst nicht wider diesen Philister zu gehen, um mit ihm zu kämpfen; denn du bist ein Jüngling, er aber ist ein Kriegsmann von seiner Jugend an" (1. Sam 17,33). Es war jedenfalls für Jonathan besser, den gleichen hilfsbereiten und mit Glauben erfüllten Sinn einer bescheidenen Seele wie den seines Waffenträgers zu haben, als die Zustimmung und Unterstützung eines Königs ohne Glauben zu finden.
Um Saul herum konnten religiöse Formen beobachtet werden, Jehovas Priester war auf dem Schlachtfelde und trug ein Ephod; die Lade des Bundes war auch nicht weit entfernt. Aber welchen Wert hat jede religiöse Form, wenn sie ohne Kraft ist? Die vergangene und die gegenwärtige Geschichte der Christenheit gibt uns eine genügende Antwort.
Beachten wir besonders, dass sowohl Jonathan als auch sein Waffenträger Jünglinge oder junge Männer waren. Wir neigen leicht dazu, hervorragenden Glauben mit Alter und Erfahrung zu verbinden. Aber die Heilige Schrift zeigt uns außergewöhnlichen Glauben gerade bei jungen Leuten. David schrieb viele seiner Psalmen vor seinem dreißigsten Lebensjahre.
Daniel und seine frommen Gefährten waren ebenfalls noch sehr jung, als sie sich standhaft vor Gott erwiesen. Elihu, „jung an Jahren", brachte mehr Weisheit zum Ausdruck als Hiobs drei ehrwürdige Freunde (Hiob 32). Von Timotheus konnte Paulus sagen: „Denn ich habe niemand gleichgesinnt, der von Herzen für das Eure besorgt sein wird" (Phil 2,20). Dergleichen Beispiele lassen sich noch viele in Gottes Wort finden. Unsere jungen Brüder mögen daher ermutigt werden, sich in den Umständen um sie herum, im täglichen Leben, in geistlicher Hinsicht zu üben und auch die tiefe Notwendigkeit solcher Übung zu erkennen. Dann mögen sie mit Jesaja vorbereitet sein zu sagen: „Hier bin ich, sende mich" (Jes 6,8).
Die einzige Person, welche im Neuen Testament ausdrücklich „Mensch Gottes" genannt wird, war der verhältnismäßig junge Timotheus (1. Tim 6,11). Und doch war er ein schüchterner und gefühlvoller Charakter ähnlich Jeremia in früherer Zeit. Aber die Gnade Gottes weiß zu stärken und die Herzen derer aufzurichten und kühn zu machen, die ihre Blicke auf Gott richten und die von Gott benutzt werden möchten.
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