Nachgedacht – Simon und die Sünderin
„Und sich zu der Frau wendend, sprach er zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser auf meine Füße gegeben, diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seitdem ich hereingekommen bin, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; diese aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Er aber sprach zu ihr: Deine Sünden sind vergeben. Und die mit zu Tisch lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt? Er sprach aber zu der Frau: Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden.“ (Lukas 7,44-50)
Ich liebe diese Geschichte! Jesus wird eingeladen. Der einfache Wanderprediger, von einem hochgebildeten Pharisäer. „Diesem Jesus werde ich mal auf den Zahn fühlen. Vielleicht gelingt es mir ja, ihn vor den anderen Gästen zu entlarven und vorzuführen.“ So mag er gedacht haben. Der Herr nimmt die Einladung an. Im Haus des Pharisäers Simon legt Er sich mit anderen Gästen zu Tisch.
Alles scheint so zu laufen, wie der Gastgeber gedacht hat. Doch was ist das? Eine Frau betritt den Raum. Eine Sünderin! Sie wagt es, im Kreis der geistlichen Elite zu erscheinen. Das ist doch wohl die Höhe! Was für ein Eklat!
Sie steht bei den Füßen Jesu und fängt an zu weinen. Ihre Tränen fallen auf Seine Füße. Sie trocknet sie mit ihren Haaren. Dann küsst sie die Füße, holt ein Alabasterfläschchen raus, bricht es auf und salbt sie. Und das vor den Augen aller Anwesenden.
Keiner reagiert. Nur Simon, der Gastgeber denkt bei sich: „Wenn dieser ein Prophet wäre, so würde er erkennen, wer und was für eine Frau es ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin.“ Damit unterstellt er dem Heiland, genauso zu denken, wie er selbst. „Wenn dieser Jesus nur wüsste, dass sie eine Sünderin ist, würde er sich das nicht gefallen lassen.“ Simon hätte sie weggestoßen. Er war doch so viel besser als sie!
In der Meinung, einen Beweis dafür gefunden zu haben, dass dieser Jesus kein Prophet ist, wendet sich der Herr an ihn. „Simon, ich habe dir etwas zu sagen.“ Was für eine Ansprache! Der Kenner aller Gedanken und Herzen (Ps.139,2) hatte ihm, diesem hochmütigen und verblendeten Pharisäer, etwas zu sagen! Wohlwollend, von oben herab antwortet Simon: „Lehrer, rede.“
Der Herr erzählt eine Geschichte. Zwei Menschen haben sich verschuldet. Der eine schuldet 500 und der andere 50 Denare. Beiden wird die Schuld erlassen, weil beide nicht bezahlen können. Wer von diesen Personen, würde den Gläubiger wohl mehr lieben? Für Simon ist die Antwort einfach. „Ich meine der, dem er das meiste geschenkt hat.“ Volltreffer! Ohne diese Geschichte in Bezug zu sich selbst zu bringen, trifft Simon ins Schwarze.
Herrlich, wie es nun weitergeht. Der Herr dreht sich zur Frau. Er nimmt sie in den Blick und sagt zu Simon: „Siehst du diese Frau?“ Natürlich sah er sie. Und doch sah er sie nicht! Denn er sah nicht, was er hätte sehen sollen. Er hatte nur sich selbst im Blick. Er war einer von diesen tadellosen Geistlichen damaliger Zeit. Er hatte keine Augen für die Sünder, für die Randgruppen, den Abschaum der Gesellschaft.
Wie anders der Heiland! Gekommen, um Sünder zu erretten (Mk.2,17), sah Er sie!
Dann muss Simon die Wahrheit hören. Er hatte seinem Gast nicht die selbstverständlichsten Ehren der Gastfreundschaft erwiesen. Kein Wasser für die Füße. Kein Begrüßungskuss. Kein Öl. Sein Verhalten zeigt, dass die Ansprache „Lehrer“ nichts anderes, als geheuchelte Freundlichkeit war. Tatsächlich verachtete er diesen Jesus. Völlig verblendet über sich selbst, erkennt er nicht, dass er ebenso wie diese Frau schuldig war und nicht zahlen konnte!
Sie dagegen erkennt sich selbst und den Heiland. Sie brauchte Vergebung und Er konnte Sie ihr geben. Sie liebte viel, weil sie die Menge ihrer Sünden und damit die Größe der Vergebung kannte.
Simon und alle Anwesenden hören wie der Meister sagt: „Ihre vielen Sünden sind vergeben.“ Dann wendet Er sich direkt an die Frau. Sein Gespräch mit Simon ist beendet! Was für ein bedeutsamer Moment für sie aus Seinem Mund zu hören: „Deine Sünden sind vergeben.“ Eine gewaltige Last fällt von ihrem Herzen. Dann entlässt Er sie in der Gewissheit vergebener Schuld mit dem Worten: „Dein Glaube hat dich geheilt, gehe hin in Frieden.“
So lerne ich aus dieser Geschichte, dass meine Liebe zum Herrn Jesus auch mit meinem Bewusstsein über die Größe meiner Schuld zusammenhängt. „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“
Was denkst du über deine Sünden? Sind sie groß oder klein? Musste der Herr dir viel vergeben, oder wenig? Wie siehst du deine Glaubensgeschwister? Musste ihnen mehr vergeben werden als dir? Wenn ja, dann lieben sie Ihn wohl auch mehr als du…
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