2019-08-26

Treue zur Wahrheit hat einen Preis

Als Carl Brockhaus die Augen über die christliche Stellung, sowie das klare Evangelium ohne Gesetzeswerke geöffnet wurden, fing er an diese Dinge aus eigener Überzeugung zu lehren und anderen weiterzugeben. Dafür bezahlte er einen hohen Preis. Er wurde aufgefordert entweder seine Lehren zu widerrufen oder aus dem evangelischen Brüderverein auszutreten.

Der Austritt aus dem Brüderverein war für Carl Brockhaus kein leichter Schritt. Er bedeutete Armut und Entbehrung. In einem Brief aus dem Jahre 1875 schreibt er hierüber:

„Fast alle meine Freunde und leiblichen Verwandten zogen sich von mir zurück und hielten mich für töricht und eigensinnig und meinten, daß es mir weder von Herzen um die Sache des Herrn zu tun sei, da ich den gesegneten Platz der Arbeit ohne Not verlassen habe, noch um das Wohl der Familie, da ich sie leichtfertig der Not preisgebe. Nur einige wenige billigten meinen Schritt. Die Tür zur Wirksamkeit war beinahe ganz verschlossen. Eine monatliche Schrift des Vereins, die an zweitausend Abonnenten zählte, warnte mit großem Ernst vor mir und einigen anderen Brüdern und beschuldigte uns grober Irrtümer. Es war in der Tat eine Zeit großer Aufregungen und bitterer Erfahrungen. Der Herr aber war mir nahe, sehr nahe, und Er ist es bis heute geblieben und wird es auch bis ans Ende sein."

Wenn er in späteren Jahren auf diese Zeit zu sprechen kam, wurde er nicht müde, seinen Kindern von der Fürsorge Gottes in dieser Zeit zu erzählen. Als es nach seinem Austritt aus dem Verein in seinem Hause einmal sehr knapp zuging, kam ihm der Gedanke, ob er nicht doch wieder, wenigstens für die halbe Zeit, eine andere Beschäftigung suchen sollte, um etwas für den Lebensunterhalt zu verdienen. Sein Schwager Julius Löwen bot ihm in seinem Geschäft Arbeit an. Er kam jedoch zu keinem Entschluß und bat den Herrn um Weisheit und Leitung. Da kam eines Morgens ein Brief an, der fünf Taler enthielt sowie einen Zettel, auf dem nur die Worte standen: „Kein Kriegsmann flicht sich in Händel der Nahrung" (2. Timotheus 2, 4).

An der Handschrift und dem Poststempel des nicht unterschriebenen Briefes erkannte er, daß der Brief von einem Mitglied des Brüdervereins kam, von dem er seit seinem Austritt kein freundliches Wort mehr gehört hatte. Einige Tage später begegnete er diesem auf der Straße und sagte: „Ich danke Ihnen für den großen Dienst, den Sie mir durch Ihren Brief erwiesen haben. Sie haben mich von meiner Unschlüssigkeit, ob ich eine andere Beschäftigung suchen oder nur im Werke des Herrn arbeiten soll, befreit".

Der Bruder war sehr überrascht und erzählte ihm, daß er eines Abends sehr oft an ihn habe denken müssen und daß die Sorge über sein Ergehen ihn nicht habe einschlafen lassen. Da sei ihm der Gedanke gekommen: Du mußt ihm etwas schicken. Anfangs habe er nicht gewollt, aber der Herr habe ihm keine Ruhe gelassen, bis er aufgestanden sei und den Brief für ihn fertiggemacht habe. Er habe ein kurzes Wort dazu schreiben wollen, dabei sei ihm gerade jene Stelle eingefallen, die er auf den Zettel geschrieben habe.


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