2019-12-10

Jesus der wahre Nasiräer

„Wenn jemand, ein Mann oder eine Frau, sich weiht, indem er das Gelübde eines Nasirs gelobt, um sich für den HERRN abzusondern, so soll er sich des Weines und des starken Getränks enthalten: Essig von Wein und Essig von starkem Getränk soll er nicht trinken; und keinerlei Traubensaft soll er trinken, und Trauben, frische oder getrocknete, soll er nicht essen. Alle Tage seiner Absonderung soll er von allem, was vom Weinstock bereitet wird, von den Kernen bis zur Hülse, nicht essen. Alle Tage des Gelübdes seiner Absonderung soll kein Schermesser über sein Haupt gehen; bis die Tage erfüllt sind, die er sich für den HERRN absondert, soll er heilig sein; er soll das Haar seines Hauptes frei wachsen lassen. Alle Tage, die er sich für den HERRN absondert, soll er zu keiner Leiche kommen“ (4.Mose 6,2-6).

Vom Anfang Seines Dienstes an nahm Er beständig die Stelle eines gehorsamen Knechtes ein, und Er begann Seinen Dienst nicht, bevor Er von Gott berufen wurde, und das, nachdem Er in der Taufe Johannes’ die niedrigste Stelle eingenommen hatte. Dies war der Ausgangspunkt, als Er in der Wüste versucht wurde. Der Versucher bemühte sich darum, Ihn dazu zu bringen, Seinen Platz als des gehorsamen Menschen zu verlassen, weil Er der Sohn Gottes war. Doch da wurde der Starke gebunden; der einzige Weg, den Widersacher zu binden, ist, in Gehorsam zu verharren.

Christus wandelte stets in dieser vollkommenen Absonderung des inneren Menschen, in Gemeinschaft mit Seinem Vater, und in einer vollständigen Abhängigkeit von Ihm in Gehorsam, und ohne einen einzigen Augenblick des Eigenwillens. Deshalb war Er der gnadenreichste und zugänglichste aller Menschen: in Seinen Wegen bemerken wir eine Zärtlichkeit und Güte, die niemals in einem Menschen gesehen worden ist, doch empfinden wir immer, dass Er ein Fremdling war. Nicht, dass Er kam, um in Seinen Beziehungen mit den Menschen ein Fremdling zu sein; aber das, was am tiefsten in Seinem Herzen lag - das, was Sein Wesen ausmachte und demzufolge Seinen Wandel kraft Seiner Gemeinschaft mit dem Vater lenkte -, war allem, was den Menschen beeinflusst, vollständig fremd.

Er wohnte betont allein. Es ist auffallend, dass Seine Jünger nicht einmal verstanden, was Er sagte. Die einzige Spur eines Herzens, das mit Ihm ging, war Maria zu Bethanien, und das sollte der ganzen Welt gesagt werden. In Ihm war Mitgefühl für jedes Leid; für das Seine - keines.

Diese Gesinnung der Selbstverleugnung, des völligen Aufgebens Seines eigenen Willens, des Gehorsams und der Abhängigkeit von Seinem Vater wird im ganzen Leben Jesu gesehen. Nach der Taufe des Johannes betete Er, als Er den Heiligen Geist empfing. Bevor Er die Apostel berief, verbrachte Er die ganze Nacht im Gebet. Nach dem Wunder der Speisung der Fünftausend mit fünf Broten stieg Er auf einen Berg besonders, um zu beten. Als Er darum gebeten wird, in Seinem Reiche zu Seiner Rechten und zu Seiner Linken zu sitzen, heißt es, dass es nicht bei Ihm steht, dies zu vergeben, sondern es ist für die, welchen es von Seinem Vater bereitet war.

In Seiner Pein in Gethsemane legt Er Seine Erwartung des Todes und Seine Seelenangst vor den Vater; und den Kelch, den der Vater Ihm gegeben hatte, sollte Er den nicht trinken? Die Auswirkung alles dessen ist Ruhe vor den Menschen. Er ist der Nasir, von den Menschen durch Seine völlige Gemeinschaft mit Seinem Vater abgesondert, und durch den Gehorsam eines Sohnes, der keinen anderen Willen hatte, als das Wohlgefallen Seines Vaters zu erfüllen. Es war Seine Speise, den Willen Dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und Sein Werk zu vollenden.

Da aber, als der Mensch Ihn nicht aufnehmen wollte und als es gar keine Beziehungen mehr zwischen dem Menschen und Gott gab, nahm Jesus den Charakter Seines Nasirs völlig an - abgesondert von Sündern, höher als die Himmel geworden. Es ist Christus im Himmel, der der wahre Nasir ist, der, als Er vom Vater die Verheißung des Heiligen Geistes empfangen hatte, Ihn auf Seine Jünger sandte, auf dass sie durch die Kraft des Heiligen Geistes dieselbe Stellung auf Erden durch die Gemeinschaft mit Ihm und Seinem Vater aufrechterhalten sollten.

Sie sollten in der Absonderung dieser Gemeinschaft wandeln und deshalb fähig sein, diese Kraft mit einer göttlichen Einsicht zu gebrauchen, die den Gehorsam erleuchtet und aufrechterhält, zu dem sie zur Herrlichkeit Christi und für Seinen Dienst abgesondert waren. Er sagte zu Seinen Jüngern: „Wenn ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen“ (Joh 15,7). Sie waren nicht von der Welt, wie auch Er nicht von der Welt war. Die Versammlung, die aus Seinen Jüngern gebildet war, sollte, als von der Welt abgesondert und für Ihn besonders gestellt, in einem himmlischen Leben wandeln.

J.N.D.


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