Richter oder Vater?
„Du hast alle meine Sünden hinter deinen Rücken geworfen!“ (Jesaja 38,17)
Ich habe unwissende Christen oft fragen hören, wie es denn komme, dass, wenn jemand begnadigt ist, er dennoch jeden Tag seine Sünden bekennen soll. Wir lehren ja, dass in dem Augenblick, wo ein Sünder dem Evangelium glaubt, alle seine Sünden hinweggenommen sind - vergangene, gegenwärtige und zukünftige.
Die Schwierigkeit liegt in unserer neuen Beziehung zu Gott. Als ein Sünder komme ich zu Jesus Christus und glaube an Ihn. Dann ist Gott ein Richter. Er nimmt das große Schuldbuch des Gerichts, streicht meine Sünden aus und spricht mich frei. In demselben Augenblick nimmt Er mich in Eeine Familie auf. Nun stehe ich zu Ihm in einer anderen Beziehung: Gott ist für mich nicht mehr ein Richter, sondern ein Vater. Und nun stehe ich in einer anderen Zucht. Ich genieße eine andere Behandlung und habe einen neuen Gehorsam.
Wenn ich nun etwas Unrechtes tue, was dann? Kommt der Richter und zerrt mich vor Sein Gericht? Nein, ich habe keinen Richter mehr zu fürchten. Gott ist mein Vater. Der Vater stellt mich vor sein Angesicht und redet mit mir, oder er nimmt die Rute und züchtigt mich. Als Gott noch mein Richter war, züchtigte er mich niemals. Da drohte er, das Beil zu nehmen. Aber er hat das Beil nun begraben. Da ich nun sein Kind bin, hat er kein Beil mehr, um mich damit zu töten. Seine eigenen Kinder kann er nicht töten.
Da wir, du und ich, obwohl wir Gottes Kinder sind, jeden Tag sündigen - nicht gegen Gott als den Richter, sondern gegen ihn als Vater -, so geziemt es uns, jeden Tag unsere Sünden zu bekennen. Tun wir das nicht, so wendet der Vater zuletzt die Rute an, wie er es bei Hiskia tat. Er schlug Hiskia, bis er todkrank wurde. Hiskia tat Buße, und die Rute wurde weggelegt. So war es auch bei David. Als er die Sünde begangen hatte, war die Beziehung zu Gott gestört. Gott war, wie ein Vater, gegen sein Kind zornig. Aber nachdem David Buße getan hatte, drückte ihn der Vater wieder an sein Herz, und David konnte singen: „Alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen.“
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