2018-06-01

Der Weg des Friedens und der Ruhe

Auf dem Wege dem Lamme nach finden und bewahren wir dauernden Frieden, kommen wir zur Ruhe. Schlachtschafe gehen in den Schafstall, sind zur Ruhe gebrachte Menschen. Es gibt einen Frieden ohne Wechsel, und diesen finden wir in seinen Fußstapfen. Wir werden gerade so viel Frieden haben, als wir ihm nachfolgen, und wir werden gerade so lange Frieden haben, als wir eins sind mit ihm. Dieser Friede ist nicht eine Sache, um die wir mühsam arbeiten oder beten müssen, sondern die uns zuteil wird, sobald wir sein Joch auf uns nehmen und ihm folgen (Mt 11,29).

Die Bibel spricht von einem „Frieden mit Gott“ (Rom 5,1) und von einem „Frieden Gottes“ (Phil 4,7). Beides ist nicht dasselbe. Der Friede mit Gott oder der Gewissensfriede ist eine Gabe, die Gott dem Sünder gibt, sobald er zum Kreuze kommt; der Friede Gottes oder der Herzensfriede ist ein Segen, den man findet im Gehorsam gegen Gottes Gebote (Jes 48,18), wie dies ja auch Jesus in seiner bekannten Einladung (Mt 11,28.29) auseinanderhält, wo er von Ruhe spricht, die er dem Kommenden gibt, und von Ruhe, die der ihm Folgende findet.

Auf dem Weg dem Lamme nach finden und bewahren wir dauernden Frieden, weil wir es da lernen, ihn nicht nur zwischen uns und unsere Sünden, sondern auch zwischen uns und unsere täglichen Schwierigkeiten hineintreten zu lassen, mögen dieselben persönlicher oder familiärer Art sein, mögen sich dieselben in der „Gemeinschaft“ finden oder in sonstiger Reichsgottesarbeit, in der wir stehen. So machte es Maria. Sie ließ Jesus zwischen sich und die Anklagen ihrer Schwester (Lk 10,38-42), zwischen sich und die Beleidigung des Judas hineintreten (Joh 12,1-5).

Bekehrt sein und doch vom Sorgengeist, von Neid, von Empfindlichkeit usw. gequält werden, ist etwas ganz Unnormales. Solchen fehlt der Friede des Herzens, der nicht nur jeden Verstand, sondern auch jede Not übersteigt. Paulus sagt den Thessalonichern: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, gebe euch den Frieden immerdar und auf alle Weise“ (2. Thess. 3,16). Kann er das, immerdar und auf alle Weise und durch alle Mittel Frieden geben? Ja, gewiß! Er kann Frieden geben, sowohl durch Stürme als durch Stille, Frieden, sowohl durch Verlust als durch Gewinn. Dem wir folgen, der ist der Herr des Friedens. Solange wir unseren Frieden außer ihm suchen, können wir denselben jeden Augenblick verlieren oder kann er doch wenigstens gestört werden. Überhaupt ist der Friede, wenn er noch gestört werden kann, kein bewährter Friede.

Unsere Jahre mögen wechseln, unsere Verhältnisse mögen sich ändern, aber niemals unser Friede. Derselbe ändert sich so wenig, wie sich Jesus ändert. Oh, dass wir an dem Besitz eines solchen Friedens niemals zweifeln möchten und auch den Weg nicht scheuen wollten, auf dem man diesen Frieden findet! Dieser Weg heißt: Dem Lamme nach! Da lernen wir die Bedeutung des Kreuzes verstehen, die Kraft des Kreuzes erfassen und im Schatten des Kreuzes wandeln. Und die tiefste Bedeutung des Kreuzes ist die Aufhebung des „eigenen Ich“. Wo dieser finstere Despot den Todesstoß erhalten hat, da kann ungestörter Friede walten. Denn wir wollen nicht mehr am Leben erhalten, was zum Tode verurteilt ist. Wir wollen nicht mehr die Meisterschaft haben wie Martha, sondern haben die Herrschaft auf die Schultern dessen gelegt, der „Friedefürst“ heißt (Jes. 9,6), und so hat die Mehrung des Friedens kein Ende. Denn so weit seine Herrschaft reicht, so weit reicht dein Friede. Wenn deine „Ritterschaft“ ein Ende hat, so ist auch deine Mühsal zu Ende (Jes 40,1).

Jesus lebte nicht für sich, sondern für den Vater; darum blieb er im Frieden, als die Seinen ihn nicht aufnahmen, als man ihn steinigen wollte, ja als man ihn ans Kreuz schlug.

G.St.


Artikelreihe: Der Weg dem Lamme nach

Der Weg eines fruchtbaren Lebens Das Lamm lehrt dich Selbstverleugnung und befreit von Selbstvertrauen


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